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ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

Junge Erwachsene immer öfter pleite

Niedrige Kreditzinsen, einfache Online-Bestellungen und die Möglichkeit der Ratenzahlung sind Gründe dafür, dass es immer unkomplizierter wird, große Investitionen zu tätigen. Gerade junge Menschen treibt das auch oft in die Pleite. Kreditschützer fordern Finanzausbildung an Schulen.

Jungen Erwachsenen wird es geradezu leicht gemacht, das Konto maßlos zu überziehen. Handyrechnungen, Streamingdienste und weitere monatliche Abbuchungen sorgen dafür, dass viele den Überblick verlieren. Wer seine Kreditraten nicht mehr bezahlen kann, kommt auf die schwarze Warnliste des Kreditschutzverbandes von 1870.

Verlockungen werden immer größer

Wenn es gar nicht mehr geht, muss ein Privatinsolvenzverfahren eröffnet werden. Die Zahl der unter 35-Jährigen, die auf ihrem Schuldenberg sitzen zu bleiben drohen, hat sich in Österreich binnen fünf Jahren verdoppelt. Auch in der Steiermark ist jeder dritte stark Verschuldete ein junger Erwachsener.

Georg Ebner vom KSV 1870 sieht die Digitalisierung als Hauptgrund: „Ich glaube, dass die Verlockungen viel größer sind heutzutage. Kredite bekommt man sehr leicht, ich kann sofort relativ günstig im Internet einkaufen und ich kann Ratenzahlungen ausmachen. Das heißt, solange ich einen Job habe und meine Raten auch bedienen kann, geht alles gut aus. Sobald ich aber in Zahlungsschwierigkeiten komme und Rückstände habe bei den Kreditraten, kommt man in die Abwärtsspirale, dann entstehen Verbindlichkeiten die man nicht mehr bedienen kann.“

Eigenes Schulfach gefordert

Kreditschützer sehen auch ein starkes Stadt-Land-Gefälle. Während Städter Geld gerne für Konsumgüter wie Unterhaltungselektronik ausgeben, werden Kredite am Land eher zur Schaffung eines Eigenheimes aufgenommen, so Ebner. Dass junge Menschen in Geldnot geraten, hänge sehr oft mit Überschätzung zusammen.

An den Schulen sei es längst Zeit für einen eigenen Finanzunterricht, fordert der KSV: „Auf jeden Fall wäre es wichtig, dass man einen eigenen Gegenstand einführt. Es kann auch in Verbindung mit einem anderen Fach wie Geographie oder Geschichte sein, dass man hier die Jugendlichen im Umgang mit Geld schult. Das wäre sicher eine Initiative die man machen könnte.“

Der KSV selbst gehe regelmäßig an Schulen, auch die Schuldnerberatung bietet steiermarkweit Workshops in Klassen ab der achten Schulstufe an. Das reiche aber bei Weitem nicht aus. Notwendig sei ein flächendeckendes, standardisiertes Angebot.