Voestalpine Hochofenarbeiter
APA/rubra
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Wirtschaft

Künstliche Intelligenz soll Unfälle verhindern

Die metallverarbeitende Industrie will ihre Arbeitsplätze sicherer machen und künstliche Intelligenz soll dabei helfen. Der steirische Forschungsverbund „Digital Material Valley Styria“ hat am Mittwoch ein entsprechendes Forschungsprojekt vorgestellt.

Heißer Stahl, tonnenschwere Metallteile, große Maschinen, elektrische Anlagen: Viele Arbeitsschritte in metallverarbeitenden Betrieben bergen ein hohes Unfallrisiko. Technische Unfallursachen können durch bessere Sicherheitsausrüstungen immer stärker reduziert werden, schon schwieriger ist es, Unfälle zu verhindern, bei denen die Ursache „menschliches Versagen“ ist.

Forschungsprojekte in Kapfenberg gestartet

Das neue Forschungsnetzwerk „Digital Material Valley Styria“ will nun herausfinden, in welchen Bereichen der Metallindustrie es nach wie vor zu den meisten Unfällen kommt und will die Arbeitsplätze in weiterer Folge sicherer machen. Am Mittwoch wurde in Kapfenberg ein entsprechendes Forschungsprojekt vorgestellt.

Konkret sollen dabei die Unfalldaten und unfalltypische Muster in Industrieunternehmen untersucht werden. Die voestalpine in Kapfenberg hat sich bereit erklärt, zwei ihrer Standorte dafür zur Verfügung zu stellen. In weiterer Folge wird auf Methoden aus den Bereichen Statistik, Machine Learning und Künstliche Intelligenz zurückgegriffen. So werden die gewonnenen Erkenntnisse mit computergestützter Simulation visualisiert und anschließend unter die Lupe genommen. Als Partner sind der AC Styria, der Campus 02, die FH Joanneum, die TU Graz und Joanneum Research im Boot.

Warn- und Digitalisierungssysteme als Ziel

Besondere Beachtung möchte man den Beinahe-Unfällen schenken. Von Letzteren sei bekannt, dass bei 3.000 solcher Fälle 30 zu tatsächlichen Unfällen und einem schweren Unfall führen. Mit einer App setzt man in diesem Zusammenhang bereits auf Digitalisierung: Sie ermöglicht das direkte Melden von gefährlichen Situationen samt Foto. „Mithilfe von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung erwarten wir uns Warn- und Prognosesysteme, die Unfälle vermeiden“, erklärte Franz Rotter, Vorstandsmitglied der voestalpine AG.

Erste Lösungsansätze in eineinhalb Jahren

Unter anderem will Rotter aber auch auswerten lassen, wie sich Mondphasen, Großereignisse wie eine Fußball-WM oder auch das Wetter auf die Menschen während der Arbeit auswirken. „Hier sind wir sicherlich Vorreiter in dieser Dimension, zumindest in Europa, und wir erwarten uns, dass wir innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre dann Lösungsansätze auf dem Tisch haben, die wir in die Praxis überleiten und die wir dann allen anderen Industriesegmenten auch natürlich zur Verfügung stellen.“

In zwei weiteren Projekten, die ebenfalls am Mittwoch präsentiert wurden, will sich der „Digital Material Valley Styria“ mit Messtechnologien zur Vermeidung von Produktionsfehlern sowie mit der Entwicklung einer weitgehend automatisierten Analyse von Metalllegierungen beschäftigen.

Zweitgrößter steirischer Industriesektor

Das Land Steiermark unterstützt die Bemühungen und Projekte des Forschungsverbundes mit jeweils 500.000 Euro. Die zuständige Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) sieht in der Initiative in Kapfenberg einen „weiteren Leuchtturm für die Steiermark als Forschungsland Nummer eins in Österreich.“ Zugleich habe die metallverarbeitende Industrie, wie sie sagt, für die Steiermark einen wichtigen Stellenwert. Diese sei nach dem Fahrzeugbau der zweitgrößte Industriesektor des Landes mit rund 230 Unternehmen, die 900 Lehrlingen und weiteren rund 25.000 Beschäftigten Arbeit bieten.