Pflegebedürftige Menschen
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Wirtschaft

Pflege-Kollektiv: „Beruf attraktiver machen“

Aktuell laufen die Lohnverhandlungen für die Pflege- und Sozialberufe. Sie betreffen in der Steiermark 9.000 Menschen. Für sie müsse der Beruf dringend attraktiver werden, sagen die Arbeitnehmervertreter, denn schon jetzt zeichne sich ein Mangel ab.

Rund 21.000 Steirerinnen und Steirer arbeiten in Pflege- und Sozialberufen. 9.000 davon sind direkt von den Kollektivvertragsverhandlungen, die seit Mittwoch wieder laufen, betroffen.

Mehr Attraktivität durch mehr Gehalt

Zentrale Forderung der Arbeitnehmervertreter ist seit Ende November die 35-Stunden Woche, vor allem aber eine attraktivere Gestaltung des Berufsbildes, sagt Anton Lamprecht, Betriebsrat am Grazer Odilieninstitut, dazu gehöre auch ein besseres Gehalt: „Also ich lade jeden ein, dass er einmal ein, zwei Tage in einem Pflegeheim verbringt und dort einmal mitarbeitet. Trotzdem sind die Kolleginnen mit vollem Herz dabei und geben ihr Bestes für 1.300 Euro. Ich meine wie gerecht ist das?“

3.200 Pflegekräfte fehlen bis 2025

Den „Beruf attraktiver machen“ ist daher das vorrangige Ziel der Arbeitnehmervetreter. Nicht zuletzt, weil Pflegekräfte dringend gebraucht werden. Dem steirischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband zufolge fehlen bis 2025 rund 3.200 Pflegekräfte in der Steiermark. Bereits 2017 war ein Viertel der Pfleger über 50 Jahre alt. 75 Prozent arbeiten Teilzeit und immer weniger Junge kommen nach. Für Monika Fließer, Betriebsrätin bei der Lebenshilfe, kein Wunder: „Warum soll ein junger Mensch sagen ‚Ich gehe in den Sozialbereich‘, wenn er genau weiß, Vollzeit wird er nie leisten können, weil die Arbeit so schwer ist. Wenn er dann – er oder sie – einen Teilzeitjob angeboten bekommt, von dem er oder sie nicht wirklich leben kann.“

Streikbeschlüsse bereits griffbereit

Die Pflegekräfte, die schon im Beruf sind, müssten durch die 35-Stunden-Woche entlastet werden, fordert Beatrix Eiletz, Betriebsratsvorsitzende der steirischen Volkshilfe, die in Wien aktuell um bessere Bedingungen in den Pflege- und Sozialberufen mitverhandelt: „Wir fordern eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich und auch Personalausgleich. Das heißt, die Arbeit wird umverteilt. Für die Teilzeitkräfte wäre das dann eine Lohnerhöhung und für die Vollzeitkräfte, für die paar Wenigen, die es gibt, circa 18 Tage weniger arbeiten im Jahr.“

Kommt es zu keiner Einigung, gibt es größtenteils bereits Streikbeschlüsse, sagt Eiletz. Im Programm der Bundesregierung findet sich die Pflegelehre als Lösungsansatz. Bereits 15-Jährige im Pflegebereich arbeiten zu lassen, sehen die Arbeitnehmervertreter aber kritisch.