Praxis für Psychotherapie
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Gesundheit

Forderung nach leistbarer Psychotherapie

Nach der tödlichen Messerattacke in Graz ist das Thema psychische Erkrankungen in den Fokus gerückt. Der steirische Landesverband für Psychotherapie fordert einheitliche Rückerstattungen seitens der Sozialversicherungsträger.

900.000 Menschen in Österreich nehmen jährlich das Gesundheitssystem wegen psychischer Erkrankungen in Anspruch – lediglich 90.000 von ihnen gehen allerdings auch in Psychotherapie

Psychotherapie auf Krankenschein könnte auch die Folgekosten für das Gesundheitssystem massiv senken, heißt es vom Landesverband. Ein Hauptthema sei nach wie vor der ungleiche Stellenwert von körperlichen und psychischen Erkrankungen im Gesundheitssystem, so Ingrid Jagiello, Vorsitzende des steirischen Landesverbandes für Psychotherapie: „Das ist immer noch nicht gelungen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass psychische und physische Krankheiten sich jeweils gegenseitig bedingen.“

Jahrzehntelange Forderung nach Gesamtvertrag

Problematisch seien auch die hohen Kosten und die nicht einheitlichen Zuschussregelungen der jeweiligen Krankenkassen, sagte Jagiello: „Jetzt haben wir zum Beispiel die Situation, dass die Zuschussregelung für Psychotherapie etwa bei der Bauernversicherung 50 Prozent beträgt, bei der PVA gibt es einen Zuschuss von 40 Euro und bei anderen Kassen leider nur einen Zuschuss von 28,50 Euro. Seit beinahe 30 Jahren gibt es die Forderung nach einem sogenannten Gesamtvertrag für alle Österreicher – nämlich dass Psychotherapie ganz selbstverständlich auf Krankenschein in Anspruch genommen werden kann.“

Versorgungslage nicht ausreichend

Allein im Jahr 2017 habe die steirische ÖGK – damals noch Gebietskrankenkasse – elf Millionen Euro für Psychotherapie und 30 Millionen für Psychopharmaka gezahlt. Präventionsmaßnahmen und ein leistbarer Zugang zur Psychotherapie würden außerdem die Folgekosten massiv senken, die sich durch resultierende physische Krankheiten ergeben. In der Steiermark gibt es im Jahr 2020 für sozial bedürftige Menschen 63.800 vollfinanzierte Stunden für Erwachsene und für Kinder und Jugendliche 6.000 Stunden – man dürfe aber nicht vergessen, so Jagiello, dass oftmals bis zu 40 Stunden pro Behandlung und Person notwendig seien. Die steirische Versorgungslage sei demnach relativ gut, aber bei weitem nicht ausreichend, so Jagiello.