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Politik

GRW: Die Ausgangslage in Hartberg-Fürstenfeld

Am 22. März wird in 285 steirischen Gemeinden gewählt. Der ORF Steiermark berichtet im Vorfeld über die politische Ausgangslage in den Bezirken. Hartberg-Fürstenfeld gilt als ÖVP-Kerngebiet, neue Kandidaten könnten aber für Überraschungen sorgen.

Der Bezirk Hartberg-Fürstenfeld hat 36 Gemeinden mit knapp 91.000 Einwohnern. 31 Gemeinden sind ÖVP-geführt, vier haben einen SPÖ-Bürgermeister, einmal ist eine Bürgerliste vorn, die mittlerweile aber mit der ÖVP zusammen ist. Spannend sind die Wahlen hier vor allem auch, weil sich gleich mehrere Ortschefs – nach Generationenwechseln – erstmals dem Wählerwillen stellen.

Hartberg: „Ich hab immer Mehrheiten suchen müssen“

Die Bezirkshauptstadt Hartberg ist – mit 6.700 Einwohnern – nicht die größte Stadt des Bezirks, sondern – nach Fürstenfeld – die zweitgrößte. Bürgermeister ist Marcus Martschitsch (ÖVP); er ist seit 2016 im Amt, stellt sich also erstmals dem Wähler.

Im Rathaus hat Martschitsch seit 2017 einen Pakt der Opposition gegen sich – er ist dennoch zuversichtlich: „Ich habe mir immer Mehrheiten suchen müssen, und wir haben es geschafft, dass wir jetzt so dastehen, wie das der Finanzbericht abgibt, und wie es auch die Stadt zeigt.“

Marcus Martschitsch
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Marcus Martschitsch

Zur Opposition im Hartberger Rathaus gehören SPÖ, Grüne, Freiheitliche und eine Bürgerliste, gegründet von ehemaligen ÖVP-Gemeinderäten – ihr Spitzenkandidat Ludwig Robitschko möchte die Parteipolitik eher draußen lassen: „Ich bin noch bei der ÖVP, aber das ist für uns jetzt gar nicht so wichtig, wir wollen an und für sich überparteilich und parteiunabhängig agieren.“

Dass Robitschko auf eine bestehende ÖVP-Mitgliedschaft hinweist, ist für ÖVP-Landesgeschäftsführer Detlev Eisel-Eiselsberg allerdings nicht nachvollziehbar und grenzt eigentlich an Wählertäuschung: „Eine Mitgliedschaft bei der Steirischen Volkspartei erlischt laut unseren Statuten automatisch, sobald man für eine andere Partei kandidiert. Es bedarf daher weder eines offiziellen Austritts, noch eines Ausschlussverfahrens. Das erledigt sich von selbst!“

Mit sechs Mandaten derzeit zweitstärkste Kraft in Hartberg ist die SPÖ – ihr Wahlziel ist das Brechen der relativen Mehrheit der ÖVP: „Für uns ist es so, vielleicht, wenn sich zwei streiten, freut sich der dritte, also wir wären dazu bereit“, sagt SPÖ-Spitzenkandidat Herwig Matejka.

Die Ausgangslage im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld

ORF Steiermark-Redakteur Helmut Schöffmann hat sich die Ausgangslage im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld näher angesehen.

Auch Christoph Wallner, einziger Grüner Stadtrat im Bezirk, kritisiert die Mehrheit der ÖVP, „weil das hat Hartberg schon sehr viele Millionen gekostet“. Die Freiheitlichen haben derzeit in Hartberg drei Mandate, ein NEOS-Mandat blieb zuletzt unbesetzt.

Kopf-an-Kopf-Rennen in Friedberg

Friedberg ist eine der vier SPÖ-geführten Gemeinden im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld. Während in Neudau, St. Johann und Rohrbach die SPÖ-Bürgermeister auf recht satten Mehrheiten sitzen, regiert der Friedberger Bürgermeister mit Hilfe der Freiheitlichen – und das strebt Wolfgang Zingl durchaus wieder an: „Das wird auch jetzt wieder das Ziel sein, dass man mehr Mandate schafft wie der Mitbewerber.“

Wolfgang Zingl
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Wolfgang Zingl

Damit meint Zingl vor allem die ÖVP: Diese hatte zuletzt sieben Mandate, die Koalition aus SPÖ und Freiheitlichen kam gemeinsam auf acht. Diese acht Mandate will nun auch der neue ÖVP-Spitzenkandidat Michael Kramer schaffen: „Wenn wir acht Mandate haben, dann können wir Projekte, die die Bevölkerung gerne umgesetzt hätte, auch wirklich angehen.“

Ilz: Der Kampf „um die eine Stimme mehr“

In Ilz hatte die ÖVP zuletzt zehn Mandate, ebenso eine Bürgerliste, und beide wollen das Kopf-an-Kopf-Rennen für sich entscheiden. Der amtierende Bürgermeister Rupert Fleischhacker (ÖVP) führt zahlreiche Projekte, unter anderem ein neues Ortszentrum, für sich ins Treffen: „Das kostet uns natürlich sehr viele Euro, aber wir haben das in den letzten Jahren sehr gut investiert, und schön langsam sind wir auch beim Fertigwerden.“

Rupert Fleischhacker
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Rupert Fleischhacker

August Friedheim, der Kandidat der Bürgerliste „Team Friedheim“ und ehemals Bürgermeister der Fusionsgemeinde Nestelbach, will aber ebenfalls als Erster die Geschicke der Gemeinde lenken: „Wir gehen in die Wahl in der Hoffnung, dass wir um die eine Stimme mehr haben und dass es nach der Wahl eine gescheite Zusammenarbeit gibt, weil ich glaube, der Erste kann die Zusammenarbeit sehr beeinflussen.“

Fürstenfeld: Opposition will ÖVP-Mehrheit knacken

Spannend ist die Wahl schließlich auch in der mit über 8.600 Einwohnern größten Stadt des Bezirks, in Fürstenfeld: Die S7 zur Verkehrsentlastung, aber auch wie es weitergeht mit der Kühlschrank-Kompressorenerzeugung Secop sind hier die großen Themen.

Die ÖVP stellt den Bürgermeister mit satter Mehrheit von 18 Mandaten – doch diese stammen vom Vorgänger des heute amtierenden Ortschefs. Franz Jost, seit 2018 im Amt und erstmals Spitzenkandidat, hofft auf ein, wie er sagt, ordentliches Ergebnis: „Auf ein Zahlenspiel möchte ich mich nicht einlassen, weil wir sind ja nicht im Casino. Ich möchte alles dafür tun, dass wir richtig gut dastehen.“

Franz Jost
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Franz Jost

Die SPÖ hat derzeit in Fürstenfeld drei Mandate, die Grünen haben eines, ebenfalls drei Mandate haben die Freiheitlichen, die stimmenmäßig in Fürstenfeld derzeit zweitstärkste Kraft sind. Ihr Spitzenkandidat Christian Schandor hofft auf Zuwachs: „Wir wollen die Zwei-Drittel-Mehrheit der ÖVP in Fürstenfeld verhindern. Wir haben uns die letzten fünf Jahre bemüht, Sachpolitik zu machen.“

NEOS, das 2015 in Hartberg ein Mandat errungen hat, tritt diesmal im ganzen Bezirk nicht an, auch die KPÖ hat in ganz Hartberg-Fürstenfeld keinen Kandidaten im Rennen.