Illustration zu den Themen Klima, Energie, Heizung. Der rauchende Schornstein eines Einfamilienhauses.
APA/HELMUT FOHRINGER
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Umwelt

Graz verordnet Fernwärmeoffensive

Die Stadt Graz investiert weiter kräftig in den Ausbau ihres Fernwärmenetzes: Um die Luft weiter zu verbessern und die Klimaziele zu erreichen, sollen bis 2025 zwei Drittel aller Haushalte Fernwärme haben. Die Umrüstung wird per Bescheid verordnet.

130 Mio. Euro flossen seit 2007 von der Energie Graz in den Ausbau der Fernwärme, und in den kommenden fünf Jahren sollen es noch einmal 70 Millionen sein, so der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) am Freitag. Damit sollten in fünf Jahren zwei Drittel aller Grazer Haushalte einen Fernwärmeanschluss haben; sowohl neue Projekte etwa im Stadtteil Reininghaus als auch weite Teile der älteren Viertel von Graz sollen Anschlüsse bekommen.

Nagl: „Jeder muss mittun“

Um sicherzustellen, dass alle Hauseigentümer mitmachen, werde der Gemeinderat beschließen, dass die Stadt Bescheide erlassen kann, so Nagl: „Durch diesen Fernwärmeauftrag, der nächsten Donnerstag beschlossen wird, zeigen wir den Grazern, dass wir nicht freiwillig nur Röhrln in der Erde und auf den Straßen vergraben, sondern dass wir eine ganz klare Erwartungshaltung haben, diese Wärme- und Klimawende zu schaffen. Und das bedeutet, dass wir einen Auftrag erteilen per Bescheid und dass das durchaus ein sehr deutliches Signal von uns ist und dass jeder mittun muss.“

Für die Umrüstung gebe es zahlreiche Fördermöglichkeiten, so der Bürgermeister. Ziel sei auch, den Anteil an Fernwärme aus erneuerbaren Energien und aus Abwärme von Industrieanlagen weiter zu erhöhen: Für den neuen Stadtteil Reininghaus soll etwa die Abwärme aus dem Stahlwerk Marienhütte genutzt werden, auch die Abwärme des Abwassers der Kläranlage in Gössendorf soll zur umweltfreundlichen Heizungsversorgung der Stadt beitragen, so die Verantwortlichen.

Kaum Einsprüche

Stadtplanungsvorstand Bernhard Inninger schilderte den Ablauf: Sobald die Verordnung beschlossen ist, kann die Baubehörde zehn Jahre lang Bescheide mit der Verpflichtung zur Umstellung ausschicken. Manche werden die Aufforderung schon im ersten Jahr bekommen, andere vielleicht erst im zehnten. Jedem Eigentümer wird eine Frist für die Umstellung gewährt, diese könne bis zu 15 Jahre sein. Damit soll jedem genug Zeit gegeben werden. Die 41 neuen Gebiete umfassen 346 Bestandshäuser, die auf etwa 66 Hektar Fläche stehen. Die Gebiete sind diesmal in der gesamten Stadt verteilt.

Die Verordnung von 2012 hat 195 Bestandshäuser, jene von 2013 exakt 182 betroffen. Einige der Eigentümer hätten bereits ihre Bescheide bekommen, es habe dabei kaum Einsprüche gegeben, sagte Inninger.

Beitrag zur Luftgüte

Umweltstadträtin Judith Schwentner (Grüne) sagte, der Fernwärmeausbau sei der wichtigste Beitrag der Stadt zum Klimaschutz: „Wir haben dadurch 35 Tonnen Feinstaub weniger pro Jahr und 170 Tonnen Stickstoffoxide. Das sind sehr relevanten Zahlen, weil sie wirklich beitragen zur Luftgüte in der Stadt und zum Klimaschutz.“ Zweites großes Thema, um die Luft zu verbessern, ist die Eindämmung des Autoverkehrs in Graz: Hier wurde am Freitag einmal mehr die schon angekündigte Radoffensive genannt.

Bei Versorgung „noch viele Fragen zu lösen“

Die Grazer Fernwärme wird zwar immer noch zu einem Großteil vom Kraftwerkspark Mellach bezogen – der diesbezügliche Vertrag mit dem Verbund läuft mit Ende dieser Heizsaison aus –, aber in den vergangenen Jahren wurde der Anteil an alternativen Wärmequellen von fünf auf 25 Prozent gesteigert.

Hinzu kam die Wärmegewinnung mit dem Projekt Helios sowie mit der Abwärme der Sappi Gratkorn. Geplant ist nach wie vor eine Wärmgewinnung mit dem Projekt „Big Solar“, das durch eine Insolvenz und Rechtsfragen ins Schleudern geraten ist. Die Energie Steiermark hält aber laut Nagl am Projekt fest und will es redimensioniert realisieren. „Es sind da aber noch viele Fragen zu lösen“, sagte der Bürgermeister.