Mitarbeiterin in Labor nimmt bei Mann Coronavirus-Probe aus der Nase
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Coronavirus

Hausärzte kritisieren CoV-Tests

Die Bundesregierung will die Testkapazitäten auf Corona deutlich erhöhen. Steirische Hausärzte kritisieren unterdessen, dass sie nicht entscheiden könnten, welche Patienten getestet werden, auch würden sie keine Ergebnisse erhalten.

Die Zahl der nachweislich mit dem neuen Coronavirus infizierten Menschen in Österreich ist stark auf über 5.000 gestiegen – das Gesundheitsministerium zählte am Donnerstag (Stand: 8.00 Uhr) insgesamt 5.282 positive Fälle. Damit flachte die Zunahme mit 17,74 Prozent wieder leicht ab – zuvor war der Wert um rund 24 Prozent gestiegen. Allerdings wird von den Behörden ein Wachstum der Kurve im einstelligen Bereich angestrebt. In der Steiermark wurden bislang 585 Personen positiv getestet.

Kriterien für Hausärztin nicht haltbar

Es seien gravierende Einschränkungen und Informationsdefizite, die den praktischen Ärzten ihren Arbeitsalltag erschweren würden, schildern zwei Hausärztinnen aus dem Ennstal und dem Ausseerland.

Pia-Katharina Edlinger etwa ist Ärztin in Bad Aussee: Sie sei immer wieder mit Patienten konfrontiert, die eindeutige Corona-Symptome aufweisen würden – anstatt selbst eine Testung veranlassen zu können, müsse aber zuerst das Rote Kreuz, sprich das Gesundheitstelefon 1450, bemüht werden.

Außerdem seien die Kriterien für die Testung nicht mehr haltbar, kritisiert die Ärztin: „Ich würde mir wünschen, dass ich als Hausärztin und praktische Landärztin einen Test bei eindeutiger Klinik und Symptomatik veranlassen kann, auch wenn das Kriterium, dass der Patient einen bestätigten Kontakt zu einer positiv getesteten Person haben muss, nicht erfüllt ist.“

„Wir wissen als Ärzte nicht, was uns erwartet“

Kritik übt die Hausärztin aus Bad Aussee außerdem daran, dass sie selbst keine Information über Infizierte bekommen würde – die Behörde informiere ausschließlich die Polizei. Das bestätigt auch Martina Rauscher, Ärztin in Bad Mitterndorf – sie kritisiert, dass sie oft nicht wisse, was sie erwarte: „Wir Ärzte machen auch Dienst bei 1450 als Visitenärzte und Ordinationsärzte, und wir wissen definitiv nicht, was uns erwartet. Wir gefährden uns selbst und haben ein sehr hohes Risiko, dass wir auch ausfallen. Zwei Kollegen sind bereits in Quarantäne, ich bin als Kassenärztin in Bad Mitterndorf alleine.“

Die Schutzausrüstung habe sie privat über einen Wirtschaftsbetrieb gekauft, sagt Rauscher, die außerdem kritisiert, dass im Ausseerland derzeit nicht einmal bei Verdachtsfällen getestet werde.

Problem bei der Ärztekammer bereits bekannt

Die Ärztekammer Steiermark wisse darüber Bescheid, dass erfahrenen Kollegen über die Hotline immer wieder Testungen verweigert werden, sagt Vizepräsident Dietmar Bayer. Er unterstützt die Kritik der Ärzte aus der Obersteiermark: „Wir wollen den Kampf gegen dieses schreckliche Virus gewinnen, aber das geht nur, wenn wir Ärzte und Ärztinnen entscheiden, wer getestet wird und wer nicht. Wir treffen diese Entscheidung nicht leichtfertig, sondern aufgrund klinischer Parameter und unserer Erfahrung, und das sollte man uns Ärzten auch zugestehen“, appelliert der Ärztekammer-Vizepräsident an die zuständigen Entscheidungsträger und Behörden. Man solle auf das Wort der Ärzte vertrauen, wie es auch Gesundheitsminister Anschober (Grüne) zuletzt formuliert habe.