Schüler beim Lernen zuhause – homelearning oder distance learning
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Coronavirus

CoV: Schüler brauchen Tagesstruktur

Die derzeitige Lebensrealität ist schon für Erwachsene schwer zu fassen und belastet daher auch Kinder stark. Ihre Ängste sollte man daher unbedingt ernst nehmen und den Schülern zu Hause eine Tagesstruktur geben, empfiehlt der schulpsychologische Dienst.

Beim Lernen sei es wichtig, Gegenstände abzuwechseln und auch den Rhythmus von 50 Minuten beizubehalten; außerdem sollte man Pausen setzen, dazwischen etwas jausnen und frische Luft tanken, damit Motivation und Ausdauer nicht verloren gehen.

Heimunterricht: Gratwanderung für Eltern

Der schulpsychologische Dienst der Bildungsdirektion Steiermark richtet an Eltern ein Beratungsangebot und Tipps für den Umgang mit den Ängsten der Kinder. In Ausnahmesituationen wie der momentanen können sich Kinder auffälliger verhalten als sonst, heißt es; womöglich reagieren sie aggressiv, weinerlich oder besonders anhänglich. Josef Zollneritsch, Leiter der Schulpsychologie in der Bildungsdirektion, empfiehlt Eltern hier eine Gratwanderung: Auf der einen Seite tolerant und verständnisvoll sein und auf der anderen Seite auf eine geregelte Tagesstruktur zu drängen und diese auch vorleben.

Rat auf Draht

Die „Rat auf Draht“-Telefonnummer lautet 147 – hier gibt es kostenlose, anonyme telefonische Beratung für Kinder und Jugendliche.

„Je klarer die Struktur für alle Beteiligten ist, umso einfacher ist es für ein Kind, die Situation zu bewältigen. Es muss Regeln im Ablauf geben. Das Motto ‚Regellosigkeit macht mutlos‘ trifft gerade in der Situation besonders zu, aber es muss auf der anderen Seite möglich sein, mit subjektiven Belastungsgefühlen oder Einbrüchen gut umzugehen und gegebenenfalls externe Hilfe in Anspruch zu nehmen“, rät Zollneritsch.

Besondere Belastung für sozial Benachteiligte

Als Belastung wird auch die schulische Herausforderung in häuslicher Isolation empfunden, sagt Zollneritsch, ganz besonders von Schülern mit sozialer Benachteiligung, Migrationshintergrund oder einem Handicap – es gehe da vor allem um Schüler, die normalerweise einen Schulassistenten haben, das heißt jene, die eine 1:1-Unterstützung brauchen: Sie würden gerade jetzt in eine gewisse Apathie oder Orientierungslosigkeit verfallen oder komplett verweigern und sich selbst nicht organisieren können.

Unbeaufsichtigten Medienkonsum einschränken

Hilfe gibt es telefonisch unter der Hotline der Schulpsychologie. Zollneritsch empfiehlt vor allem Jugendlichen in der Pubertät auch die Chatberatung von „Rat auf Draht“. Gespräche über die derzeitige Situation sollten altersgerecht geführt werden, da Ängste, die vor allem auf der Erwachsenenebene vorhanden sind, nicht zu stark auf die Jugendlichen durchschlagen dürfen, so der Experte.

Damit Kinder und Jugendliche nicht mit Inhalten konfrontiert werden, die sie nur schwer einordnen oder verarbeiten können, sollte ein unbeaufsichtigter Medienkonsum eingeschränkt werden. Generell würde er Familien raten, höchstens zweimal täglich Nachrichten über seriöse Kanäle zu konsumieren, so der Schulpsychologe.