Wilhelm Krautwaschl
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Bischof: Wie man Palmsonntag feiern kann

In der CoV-Krise ist der heurige Palmsonntag einer ohne Prozessionen und öffentliche Kirchenfeiern. Trotzdem feiern, in der Familie oder virtuell – dazu ermuntert Bischof Wilhelm Krautwaschl: „Wenn es öffentlich sichtbar nicht geht, dann haben wir das.“

Der heurige Palmsonntag ist einer, wie es ihn seit Generationen nicht gegeben hat: Seit der späten Antike oder dem ganz frühen Mittelalter, seit rund 1.500 Jahren, feiern Christen diesen Tag mit festlichen Prozessionen – heuer geht das nicht. Bischof Wilhelm Krautwaschl hat einige Antworten auf die Frage, wie trotzdem Palmsonntag gefeiert werden kann.

Beten mit Familie oder bei Übertragung

„Ich sehe zum einen die Möglichkeit, in der Familie Jesus zuzujubeln. Ich denke, dass es ganz schön ist, sich zusammenzusetzen mit dem Palmzweig in der Mitte, gemeinsam zu beten, und sich selber dann in der Familie zusammenzutun, um den Segen Gottes für die Palmzweige zu erbitten“, so der Bischof. „Die andere Möglichkeit ist, dass man bei einer der zahlreichen Übertragungen mittut. Den Palmzweig auf dem Tisch legen, mitbeten, mitsingen, ob im Fernsehen oder im Radio und damit die Wirklichkeit der Nähe von Jesus hereinzuholen in unsere Familien, sodass es zwar nicht draußen in der Öffentlichkeit ist, aber die Öffentlichkeit in den Häusern, in den Familien deutlich spürbar wird.“

Palmbuschen mit Ei
Pixabay

Palmzweige sind „ganz klar“ gesegnet

Vielen Menschen sind ja die gesegneten Palmbüscherl ganz besonders wichtig. Auf die Frage, ob die auch gesegnet sind, wenn man das selber zu Hause macht, antwortete der Bischof: „Die sind gesegnet, ganz klar. Wenn ich als Mutter, als Vater mein Kind segne, dann ist das der Segen Gottes. Wenn ich als Familie zusammenkomme, und die Palmzweige daliegen, und wir miteinander beten und Gott bitten, dass er da ist – dann ist das der Segen Gottes über den Palmzweigen. Es ist halt nicht öffentlich, wenn es öffentlich wäre, braucht es auch das öffentlich sichtbare Amt der Kirche. Das ist der Unterschied. Wenn es nicht geht, dann haben wir das.“

„Machen wir uns nichts vor, es geht uns etwas ab“

In vielen Bereichen des Lebens beginnen bereits die Überlegungen, was man aus dieser Krise in die hoffentlich bald wieder einkehrende Normalität mitnehmen könnte: zum Beispiel Videokonferenzen statt teurer Dienstreisen, verstärkt Heimarbeit auch ohne CoV-Maßnahmen. Der durchaus technikbegeisterte Bischof kann sich eine virtuelle Palmweihe in Zukunft nicht vorstellen, denn, so Krautwaschl, „uns geht ja was ab, machen wir uns nichts vor. Uns geht ab, dass wir als Christen hinausgehen und Jesus öffentlich zujubeln können. Deswegen wird es nächstes Jahr sicher wieder anders sein“.

Wie man den Palmsonntag in Zeiten wie diesen feiern kann

In der CoV-Krise ist der heurige Palmsonntag einer ohne Prozessionen und öffentliche Kirchenfeiern. Trotzdem feiern, in der Familie oder virtuell – dazu ermuntert Bischof Wilhelm Krautwaschl: „Wenn es öffentlich sichtbar nicht geht, dann haben wir das.“

„Aber für mich zuhause, oder für meine Mutter, die im Pflegeheim ist – die kann gar nicht hinaus, sowieso nicht – für sie muss es ja auch eine Möglichkeit geben, Jesus zuzujubeln. Ich denke mir, wir sind momentan gezwungen, eine Art Krankheit zu leben für uns alle, und es ist ja auch eine Krankheit, die das verursacht“, so Krautwaschl weiter.

„Palmsonntag ist Palmsonntag“

Die theologische Frage, ob man – vergleichbar mit den Programmen des ORF, die es ja zu Nachhören und -sehen gibt – auch den Palmsonntag nachfeiern könnte, beantwortete der Bischof so: „Ich sage für mich, Palmsonntag ist Palmsonntag. Ich bin in der Karwoche ganz anders gestimmt, also mich interessiert das nicht – ganz abgesehen davon, dass ich die ganzen Dinge dann runterlösche vom Server.“

Griechisch-orthodoxe Kirche verschiebt Osterfeiern

Wegen der Coronavirus-Pandemie will Griechenlands orthodoxe Kirche Ostern heuer erst Ende Mai feiern. Zur Eindämmung der Pandemie sind in Griechenland seit Mitte März öffentliche religiöse Feiern verboten – mehr dazu in religion.ORF.at.