Kindergarten
engin akyurt/Pixabay
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Coronavirus

CoV: Ausnahmesituation auch für Kinder

Bis Kinder und Jugendliche wieder in die Schule gehen, dürfe zumindest noch ein Monat vergehen, auch Großeltern und Gleichaltrige können sie seit Wochen nicht besuchen – das bereitet vielen psychische Probleme.

Auch die Jüngsten unserer Gesellschaft befinden sich derzeit in einer psychischen Ausnahmesituation: Die Welt der Kinder ist aus den Fugen geraten, die Auswirkungen auf junge Menschen würden in der öffentlichen Diskussion aber viel zu wenig beachtet, kritisiert die steirische Kinder- und Jugendanwältin Denis Schiffrer-Barac – sie erwartet einen Ansturm auf Beratungseinrichtungen nach Ende der Krise.

Kindern fehlt der Kontakt zu Gleichaltrigen

150 bis 200 Anrufe pro Woche gibt es derzeit beim Elterntelefon der steirischen Kinder- und Jugendanwaltschaft – der Gesprächsbedarf sei deutlich größer als vor der CoV-Krise, sagt Denise Schiffrer-Barac. Diverse Telefonberatungsstellen haben ihre Angebote bereits erweitert – mehr dazu in „Rat auf Draht“ weitet Angebot aus (2.4.2020).

Die Situation der jungen Menschen würde in der öffentlichen Diskussion zu wenig beachtet, etwa der Umstand, dass noch wochenlang kein regulärer Schulbetrieb sein wird. „Für die Kinder und Jugendlichen ist die Schule nicht nur zum Lernen da, sondern es wird ganz viel auf der sozialen Ebene gelernt, es passieren ganz viele soziale Kontakte, vor allem der gleichaltrige Kontakt mit den Freunden, das ist für Kinder ganz wichtig, und man merkt jetzt, nachdem die Kinder schon drei Wochen zu Hause sind und ihre Freunde nicht treffen dürfen, dass es zunehmend schwerer wird.“

Alle Altersgruppen von Änderungen betroffen

Soziales Lernen erfolge derzeit nur in der Familie, doch es steige die Gefahr von Spannungen und häuslicher Gewalt, je länger die soziale Isolation andauert, sagt Schiffrer-Barac. Von der sozialen Isolation sei jede Altersgruppe anders betroffen: Vom Kindergartenkind über ein Volksschulkind bis hin zum Jugendlichen – die sozialen Kontakte seien für alle essentiell und würden nun sehr fehlen.

Digitale Medien ersetzen persönlichen Kontakt nicht

Auch das Thema erste Liebe und die Frage: „Kann ich meinen Freund oder meine Freundin jetzt überhaupt treffen?“ belaste Jugendliche oft sehr. Digitale Medien seien für Jugendliche zwar wichtig, können den persönlichen Kontakt aber nicht ersetzen, sagt Denise Schiffrer-Barac.

Zudem können sich während einer Krise schon bestehende Probleme verstärken, etwa Verhaltensauffälligkeiten, so die Expertin. Sie rechnet daher mit einem Ansturm auf Beratungseinrichtungen, wenn irgendwann der normale Alltag wieder eingekehrt sein wird. Und es werde auch zahlreiche Nachspiele vor Gericht geben, was das schwierige Thema Kontaktrecht im Fall von getrennt lebenden Elternteilen betrifft.