Pflegeheimbewohnerin mit Maske
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Coronavirus

Tests in Pflegeheimen „nur Momentaufnahme“

Trotz flächendeckender CoV-Tests sehen die steirischen Pflegeheime noch kein Licht am Ende des Tunnels. Die Tests seien zwar sinnvoll, aber „nur eine Momentaufnahme“, zudem fehle weiterhin Schutzausrüstung.

Die Steiermark hat mit über 100 Todesopfern österreichweit die meisten Menschen zu verzeichnen, die an oder mit dem Coronavirus gestorben sind – mehr dazu in Mehr als 100 CoV-Tote in der Steiermark. Rund die Hälfte der Opfer sind Bewohner von steirischen Pflegeheimen. Daher wurde in der Steiermark in den letzten Tagen damit begonnen, Pflegepersonal und Pflegeheimbewohner durchzutesten.

Volltestung einzige Chance gegen Ausbreitung

Die angepeilte Durchtestung aller Mitarbeiter und Bewohner war bis jetzt zwar noch nicht möglich, die Volkshilfe, die in der Steiermark 25 Pflegeheime mit rund 1.500 Bewohnern betreibt, sieht in den flächendeckenden Tests aber die einzige Möglichkeit, eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern, sagt Volkshilfe-Geschäftsführer Franz Ferner: „Für uns sozusagen wirklich bedrohlich ist die Situation, dass es asymptomatische Verläufe gibt, die man beim besten Willen und bei besten Maßnahmen, wie täglich Fiebermessen, wenn man das Haus betritt, nicht erkennen kann – das geht nur durch die Volltestung und da wird es spannend, was da am Ende des Tages bei den steirischen Pflegeheimen rauskommen wird.“

Besuchsregeln Pflegeheim
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Strenge Regeln stehen in den Pflegeheimen derzeit an der Tagesordnung.

Tests nur „eine Momentaufnahme“

Das erste steirische Heim, dessen Bewohner durchgetestet werden konnten, ist das Bezirkspflegeheim Weiz, wo zuletzt 32 Mitarbeiter und Bewohner wegen eines einzigen Covid-19-Falles in Quarantäne mussten. Leiter Markus Gruber ist daher erleichtert, nun endlich Klarheit zu haben: „Durch diese Testung haben wir Aufschluss erlangt und mit den letztlich fünf positiv getesteten Bewohnern schaffen wir es jetzt ganz gut, zu Rande zu kommen und die Arbeit wieder einigermaßen ruhig und für uns auch sicher duchführen zu können.“ Letztlich, so Gruber, seien die Tests aber nur „eine Momentaufnahme“, die in drei Tagen wieder ganz anders aussehen könnte.

Wiederholung der Tests nötig

Diese Problematik sieht auch Gerd Hartinger, Sprecher der steirischen Pflegeheime, weshalb er eine Wiederholung der Tests für nötig hält: „80 Prozent der Infizierten merken nichts davon, das heißt, wir alle könnten es tragen, ohne den geringsten Hinweis zu haben, deswegen ist natürlich eine Durchtestung sinnvoll, aber die muss auch häufig wiederholt werden, um sich auch ein gutes Bild machen zu können.“

Volkshilfe-Chef Ferner tritt sogar für eine Testung im Wochenrhythmus ein: „Wenn es so ist, dass es tatsächlich Covid-19-Fälle in den Einrichtungen gibt, muss man aus unserer Sicht im Wochenrhythmus alle negativ getesteten Fälle wiederholt testen – solange, bis man sich sicher sein kann, dass in dieser Einrichtung keine neuen Fälle auftauchen.“ Außerdem fordert Ferner flächendeckende Tests auch in der Hauskrankenpflege.

Nur jedes zweite Heim hat genug Schutzausrüstung

Nicht zuletzt sei aber auch die Schutzausrüstung entscheidend dafür, inwieweit die Gefahr von Ansteckungen eingedämmt werden kann. Diesbezüglich gebe es in den österreichischen Heimen aber immer noch Aufholbedarf, sagt Hartinger: „Wir tun alles in Österreich, aber ‚Lebenswelt Heim Österreich‘ hat in einer Umfrage am Wochenende erst mitgeteilt, dass nur 50 Prozent der Heime in Österreich genügend Schutzausrüstung haben.“

Besucherbox Heim Weiz
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Die Besucherbox in Weiz ermöglicht es, die Bewohner zu besuchen.

Um all diese Herausforderungen besser meistern zu können, haben sich die österreichischen Alters- und Pflegeheime vernetzt. So können auf gemeinsamen Plattformen etwa Richtlinien zur Ansteckungsvermeidung runtergeladen werden, sagt der Sprecher der steirischen Pflegeheime: „Da sind Videos gedreht worden, da sind Hygiene-Richtlinien herausgegeben worden, Handbücher – also Unterstützungsmaterial – und es ist vor einem Monat auch Schutzausrüstung beschafft worden, weil wir gemerkt haben, die öffentliche Hand allein ist nicht in der Lage.“

Besucherbox in Bezirkspflegeheim Weiz

Aber auch für die Bewohner lassen sich die Heime derzeit einiges einfallen, um das derzeit sehr eingeschränkte Leben für sie erträglicher zu machen – so gibt es im Bezirkspflegeheim Weiz mittlerweile etwa eine Besucherbox, in der Bewohner und Angehörige – durch eine Pflexiglasscheibe getrennt – miteinander kommunizieren können, so Heimleiter Gruber: „Die Besucherbox ist die Idee eines Angehörigen und wir waren eigentlich sofort dabei, das zu realisieren.“