Frau sitzt am Schreibtisch im Büro am Computer
ORF.at/Zita Köver
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Wirtschaft

SPÖ-Funktionäre fordern Sechsstundentag

Noch nie hat es so viele Arbeitslose und so viel Kurzarbeit gegeben. 18 SPÖ-Funktionäre – darunter die Steirer Max Lercher und Josef Muchitsch – fordern nun den Sechsstundenarbeitstag. Die Wirtschaftskammer übt an diesem Vorschlag Kritik.

Die Coronavirus-Krise traf viele Menschen hart: Laut Arbeitsministerin Christina Aschbacher (ÖVP) erreichte die Arbeitslosigkeit Mitte April ihren vorläufigen Höhepunkt mit 588.205 Betroffenen. Laut Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) sind zusätzlich rund 1,2 Mio. Menschen in Kurzarbeit. Geplant sei nun, die Mittel dafür auf zehn Mrd. Euro aufzustocken – mehr dazu in Mittel werden auf 10 Mrd. Euro aufgestockt (news.ORF.at).

„Arbeit auf mehrere Menschen aufteilen“

„Es muss uns klar sein: Die Wirtschaft wird nicht mehr stärker wachsen, sondern weniger. Es wird weniger Aufträge geben. Das heißt, wir bekommen eine höhere Arbeitslosigkeit. Die einzige Formel dagegen heißt, die bestehende Arbeit auf mehrere Menschen zu verteilen. Eine Arbeitszeitverkürzung wird daher unvermeidlich sein, wenn wir die soziale Gerechtigkeit und die soziale Sicherheit im Sozialstaat Österreich aufrechterhalten wollen“, erklärt nun Baugewerkschafter Josef Muchitsch.

Muchitsch: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“

Anlässlich des „Tags der Arbeit“ am 1. Mai schlagen nun insgesamt 18 SPÖ-Funktionäre daher den Sechsstundenarbeitstag vor. Die CoV-Krise soll man als Chance für Veränderung sehen, so Muchitsch: „Wir waren ständig in diesem Druck; es muss immer mehr sein, mit noch längeren Arbeitszeiten, flexibleren Arbeitszeiten. Das hat vermehrt zu immer mehr Krankheiten geführt. Also, wenn wir jetzt nichts mitnehmen, dass wir in Zukunft etwas ändern wollen, wann dann?“

Wirtschaftskammer kritisiert Vorstoß

Von „notwendiger Nachhilfe in Volkswirtschaft“ spricht hingegen der steirische Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk: „In der Krise, wenn die Unternehmungen keinen Umsatz machen, die Kostenstruktur zu steigern, das wird nicht funktionieren. Diese Situation können wir uns nicht einmal in der Hochkonjunktur leisten und schon gar nicht in der Krise. Ich kann nur sagen, den Unternehmungen steht das Wasser bis zum Hals – und eine solche Forderung geht in den Bereich eines Fabelwesens.“

Wirtschaftsbund: „Braucht keinen Populismus“

Vielmehr müssten steirische Unternehmen schnellstmöglich wieder in der Lage sein, Umsätze zu machen, so Herk – „und es wird auch – und das ist ganz, ganz wichtig – ohne finanzielle staatliche Hilfe für viele Unternehmungen nicht funktionieren“, betont der steirische Wirtschaftskammerpräsident.

Rückendeckung erhält dieser vom steirischen Wirtschaftsbund, der in einer Aussendung ebenfalls Kritik an der Forderung nach einem Sechsstundentag übt: „In diesen schwierigen Zeiten braucht es einen starken Zusammenhalt und keinen Populismus, wie ihn die Sozialdemokratie samt manchen Gewerkschaften gerade betreibt“, so Wirstchaftsbund-Direktor Jochen Pack.