Komponentenspende beim Österreichischen Roten Kreuz, Im Bild. Mitarbeiterin beiPlasma-Spendegerät
OERK / Helmut Mitter
OERK / Helmut Mitter
Wissenschaft

Blutplasma: Covid-19-Genesene gesucht

Die Plasmatherapie kommt derzeit nur bei Covid-19-Patienten mit Immunschwäche in Frage. Zur Erforschung, ob diese Therapie für alle an Covid-19 Erkrankten in Frage kommt, werden nun Covid-19-Genesene gesucht, die Plasma spenden.

Jener Obersteirer, der im LKH Graz als erster in Österreich mit dem Blutplasma von einem von Covid-19-Genesenen behandelt wurde, konnte am Mittwoch das Krankenhaus als geheilt entlassen – mehr dazu in Erster CoV-Patient dank Blutplasma genesen (20.4.2020). Der Infektionsspezialist Robert Krause von der Med-Uni Graz schilderte am Donnerstag den Fall so: Dem Mann sei es wochenlang immer schlechter gegangen, man sei mit dem Rücken zur Wand gestanden; weil er eine angeborene Immunschwäche hat und selbst keine Antikörper bilden kann, hat man ihm diese schließlich in Form von Plasma eines wieder Gesunden zugeführt.

„Sehr glücklich“

Nun sei der Obersteirer wieder gesund: „Es war ein schöner Moment, wie wir erleben konnten, dass der Patient nach einem fünfwöchigen stationären Aufenthalt seiner Lebensgefährtin wieder in die Arme fallen konnte – das war ein sehr berührender Moment, und das habe ich als sehr glücklich empfunden, dass wir diesen Patienten retten konnten“, so Krause.

Auch weitere Erkrankte auf dem Weg der Besserung

Auch bei zwei weiteren schwer an Covid-19 Erkrankten, die keine angeborene, sondern eine aufgrund einer Erkrankung erworbene Immunschwäche haben, wurde die Plasma-Therapie durchgeführt, sagt Robert Krause: „Auch bei diesen beiden Patienten hat die Plasmatherapie zum Erfolg geführt. Diese beiden Patienten konnten nach zehntägiger künstlicher Beatmung extubiert und von der Intensiv- auf die Normalstation transferiert werden.“ Die beiden hätten laut dem Mediziner ihre hämatologische Grunderkrankung noch – bei einem konnte Covid-19 ausgeheilt werden, er sei bereits zu Hause; der andere Patient sei deutlich auf dem Weg der Besserung.

Ziel: Medikamente und Therapieform

Ob die Plasmatherapie nur Patienten mit einer Schwäche in der Immunabwehr oder auch allen anderen helfen kann, sei noch unklar und werde erforscht. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sagt, man werde in den nächsten Wochen weitere Therapieansätze sichtbar machen, damit die Bevölkerung das mitverfolgen kann: „Das große Ziel ist natürlich, dass es möglichst bald diese Medikamente und Therapieformen gibt, die gesichert für einen möglichst breiten Bereich von CoV-Patienten angewendet werden können.“

Eine Stunde, die Leben retten kann

200 Genesene hätten schon Plasma gespendet; um ausreichend Plasma in der richtigen Blutgruppe sicherstellen zu können, suche man weitere, sagt Ursula Kreil vom Roten Kreuz: „Was wir brauchen, sind Genesene, die zu einer Blutplasmaspende kommen. Für den Rekonvaleszenten dauert das eine Stunde, aber für einen Patienten kann es einen riesigen Unterschied machen.“ Das Plasma werde bei minus 30 Grad gelagert und hält monatelang, sagt Kreil. Sollte eine zweite Welle kommen, wolle man vom ersten Tag an ausreichend Plasma zur Verfügung haben.

Auch Blutspender gesucht

Auch die Biobank der Grazer Med-Uni sucht Covid-19 Genesene, die Blut für Forschungszwecke spenden möchten: An der Biobank wird derzeit eine Covid-19-Probensammlung aufgebaut, um Prognosemarker zum Krankheitsverlauf zu erforschen.

Der lange Weg zur CoV-Impfung

Wann wird endlich eine Impfung gegen das Coronavirus verfügbar sein? Die Virologin Christina Nicolodi beschreibt in einem ORF-Gastbeitrag, wie aufwendig die Impfstoffentwicklung ist – und warum wir uns auf längere Wartezeiten einstellen sollten – mehr dazu in Der lange Weg zur CoV-Impfung (science.ORF.at).