Akupunktur
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Wissenschaft

Grazer Forscher zu Akupunktur: „Paradigmenwechsel“

Forscher der Grazer Med-Uni haben untersucht, wie Akupunktur wirkt – und das Ergebnis könnte bahnbrechend sein: Die Wissenschaftler sprechen von einem Richtungswechsel, der den Stellenwert der Akupunktur heben werde.

Die Akupunktur ist seit mehr als 2.000 Jahren eine zentrale Behandlungsmethode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Bisher war man davon ausgegangen, dass Akupunktur nur an den sogenannten Meridianen, also an den Energiebahnen, die längs im Körper verlaufen, wirkt – schon zwei Zentimeter abseits des Akupunkturpunktes sei keine Wirkung mehr zu erwarten, hieß es.

Denkfehler

Mehrere Jahre lang hat nun ein Team aus deutschen und österreichischen Experten mehr als 1.000 Arbeiten zum Thema Akupunktur untersucht. In vielen bisherigen Studien zeigte sich, dass die Kontrollpunkte genauso wirksam waren wie die Akupunkturpunkte, obwohl die Kontrollpunkte eigentlich unwirksam sein sollen, sagt Andreas Sandner-Kiesling von der Abteilung für Schmerzmedizin an der Med-Uni Graz etwa in Bezug auf drei umfangreiche Studien aus Deutschland: „Das Ergebnis war ernüchternd: Akupunktur hilft, aber es ist egal, wo man hinsticht.“

„Segmentehre wichtiger als Meridianlehre“

Das sei aber ein Denkfehler gewesen, so Sander-Kiesling, denn man habe nicht erkannt, dass auch die sogenannten Segmente wichtig sind, also Körperareale, die quer zu den Meridianen verlaufen. Sticht man die Nadel also in das richtige Körperareal, hilft Akupunktur, auch wenn sie nicht entlang des Meridians gemacht wurde.

„Das Ergebnis bestätigt unsere Hypothese – viel wichtiger als die Meridianlehre ist die Segmentlehre. Damit sind die bisherigen Akupunktureffekte als auch die überraschende Wirksamkeit der Kontrollpunkte leicht erklärbar“, so Sandner-Kiesling.

„Wird Akzeptanz der Akupunktur erhöhen“

Das Ergebnis sei ein Richtungswechsel. Viele hätten die Akupunktur bisher abgelehnt, ergänzt der Grazer Akupunkturarzt Thomas Ots: „Unsere Studie wird unweigerlich die Akzeptanz der Akupunktur erhöhen. Unsere Studie zeigt auf, dass die Wirkwege der Akupunktur noch nicht vollständig, aber zu einem großen Teil neurophysioloisch erklärt werden können – und die Neurophysiologie ist eine internationale Wissenschaft, sodass hier Vorurteile fallen werden müssen.“

Akupunktur werde in Zukunft nicht nur im Bereich der Schmerzmedzin, sondern auch bei inneren Krankheiten eingesetzt werden, sagt Ots; weitere große Studien seien nun aber wichtig, denn welche Bedeutung die Muskeln, die Knochen oder das Bindegewebe für die Akupunktur haben, sei noch nicht klar.