Landwirtschaftskammer zu Wolfsfährten. Gerissenes Rind
APA/LK/JOHANN POLLINGER JUN.
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Chronik

Bauernvertreter fordern Wolf-Abschuss

Nach einer Serie von Wolfsrissen in der Steiermark bezeichnete Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher die Situation für die Bauern als „zermürbend und untragbar“. Er forderte eine Identifizierung und „Entnahme“ sogenannter Problemwölfe.

Laut Landwirtschaftskammer wurde heuer bei 20 gerissenen Schafen die Beteiligung eines Wolfes bestätigt. Seit Ende April habe es rund zehn Einzelfälle mit gerissenen Schafen im Bezirk Voitsberg gegeben, weitere in Gaishorn im Bezirk Liezen und Spielberg im Bezirk Murtal, hieß es von der Landwirtschaftskammer – mehr dazu in Vermehrte Wolfsrisse sorgen für Diskussionen.

Zuletzt soll im Bezirk Leoben ein 300 Kilogramm schweres Jungrind gerissen worden sein. Die entsprechende DNA-Analyse sei noch im Laufen, hieß es dazu vonseiten der Landwirtschaftskammer auf Anfrage der APA.

„Handgroße Wolfsfährten“

Leobener Bauern schlug in der Aussendung der Landwirtschaftkammer am Donnerstag bereits Alarm: „Offenbar ist in unserer Gegend ein besonders aggressives Wolfspärchen auf Raubzug. Denn derart große Rinder können nicht von einem einzigen Problemwolf getötet werden. Hier müssen mindestens zwei Raubtiere zugeschlagen haben,“ vermutete der Leobener Kammerobmann Andreas Steinegger. Er sprach von „handgroßen Wolfsfährten“, die hinterlassen worden seien.

Forderung nach Salzburger Vorbild

„Für die Tierhalter ist die Wolfsbedrohung zermürbend und untragbar. Die tierfreundliche Weide- und Almhaltung unserer bäuerlichen Familienbetriebe ist in ernster Gefahr,“ betonte der steirische Kammerpräsident Franz Titschenbacher. Die Bauern bemühten sich durch die Alm- und Weidehaltung auf das von der Gesellschaft gewünschte Tierwohl Rücksicht zu nehmen. Diese Bemühungen würden jedoch durch den strengen Schutzstatus des Wolfes untergraben. Es werde zu riskant, Tiere auf den Almen und Weiden grasen zu lassen.

„Die Entnahme von Problemwölfen in landwirtschaftlich genutzten Räumen und im Siedlungsgebiet ist erforderlich“, forderte Titschenbacher ein Vorgehen nach Salzburger Vorbild. Mitte Juni hatte die Bezirkshauptmannschaft St. Johann im Pongau den Abschuss eines Wolfes genehmigt, die Entscheidung ist aber noch nicht rechtswirksam – mehr dazu in „Problemwolf“ zum Abschuss frei (salzburg.ORF.at).

Petition von ÖVP-Abgeordneten und Almwirtschaft

Um für eine Lösung im Sinne der Bauern zu sorgen, haben der Mauterner Bürgermeister und Landwirt ÖVP-Abg. Andreas Kühberger und der steirische Almwirtschaftsverein eine Petition vorbereitet, die von den steirischen ÖVP-Nationalratsabgeordneten Corinna Scharzenberger, Karl Schmidhofer, Ernst Gödl und Christoph Stark unterstützt wird. „Die Zukunft unserer Almbewirtschaftung ist in Gefahr. Mit dieser Petition möchten wir ein Signal der Unterstützung für unsere Almbauern setzen. Es muss in Zukunft möglich sein, dass sie ihre Herden aktiv schützen können. Außerdem muss der Schutzstatus des Wolfes gesenkt und die Entnahme von Problemwölfen ermöglicht werden“, fasste Kühberger wichtige Punkte der Initiative zusammen.

WWF übt Kritik

Der WWF kritisierte die Wolfs-Abschussforderung als „populistische Stimmungsmache“. Der von der Landwirtschaftskammer geforderter Abschuss löse kein Problem, hieß es von der Naturschutzorganisation, die eine Herdenschutz-Offensive und ausgewogene Beratung fordert.