Sonnenblumen
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Soziales

Sonnenblumen für Drogenverstorbene in Graz

Die Caritas Steiermark nimmt den Gedenktag für Drogenverstorbene am Dienstag zum Anlass, um auf dem Grazer Hauptplatz der steirischen Drogentoten zu gedenken und mehr Bewusstsein für die Gefahren von Drogenkonsum zu schaffen.

Seit 1994 gibt es am 21. Juli den Gedenktag für Drogenverstorbene, den eine deutsche Mutter ins Leben gerufen hat, deren Sohn an einer Überdosis gestorben ist. Schätzungen zufolge konsumieren österreichweit rund 38.000 Menschen Opiate; in den vergangenen Jahren starben in der Steiermark jeweils zwischen 13 und 15 Menschen an Drogen.

Aktion auf dem Grazer Hauptplatz
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„Sucht kann jeden treffen“

Ein Meer aus Sonnenblumen soll am Dienstag um 12:00 Uhr auf dem Grazer Hauptplatz auf die Drogenverstorbenen aufmerksam machen; außerdem stehen Mitarbeiter der Caritas für Fragen zur Verfügung, sagt Martin Ladenhauf vom Kontaktladen und Streetwork im Drogenbereich der Caritas Steiermark. Ziel sei es, an die Drogenverstorbenen zu denken und in der Bevölkerung mehr Bewusstsein für die Gefahren der Sucht und Verständnis für Drogenkranke zu schaffen

„Die Gründe für eine Sucht sind vielfältig und reichen von schwierigen Verhältnissen in der Familie bis zu psychischen Erkrankungen. Ich denke, wir sollten Betroffene daher nicht an den Rand der Gesellschaft drängen, sondern Sucht als Krankheit anerkennen, die behandelt werden muss. Generell gilt, glaube ich, Sucht kann jeden treffen, auch das sollte ins Bewusstsein gerufen werden“, so Ladenhauf.

In der Steiermark werden laut Statistik mehr als 1.400 Drogenkranke in Drogenersatzprogrammen betreut. Der Großteil von ihnen ist abhängig von Heroin.

Unterstützung im Kontaktladen

Der Caritas-Kontaktladen ist eine jener Einrichtungen, die niederschwellige Beratung anbieten – im Vorjahr habe man 13.000 Streetwork-Kontakte und 10.000 Besuche im Kontaktladen-Cafe gezählt. Dort bekommen Suchtkranke Unterstützung durch Sozialarbeiter und medizinische Beratung, können Wäsche waschen und Spritzen tauschen, sagt Martin Ladenhauf: „Wir haben im letzten Jahr 730.000 Spritzen und 3.000 Löffel getauscht. Das Ziel dahinter ist die Schadensminimierung, den Klienten und Klientinnen soll dabei geholfen werden, Gesundheitsrisiken zu vermeiden. Dabei können eben gebrauchte Spritzen oder Löffel, mit denen Drogen konsumiert werden, gegen sterile Konsumutensilien getauscht werden.“

Auch während des CoV-Lockdowns hatte man geöffnet, es sei aber nur jeweils ein Klient betreut worden. Oft seien Suchtkranke von Strafen betroffen gewesen, weil sie sich im öffentlichen Raum aufgehalten haben, was ihre ohnehin prekäre finanzielle Situation noch verschärft habe, sagt Martin Ladenhauf. Mit Klienten, die zu Hause unter Einsamkeit litten, habe man versucht, telefonisch in Kontakt zu bleiben.