Bundesheersoldaten mit Schutzmaske
APA/Helmut Fohringer
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Politik

Heeresreform: Harte Kritik von Offizieren

Nach den beiden Ex-Verteidigungsministern Hans Peter Doskozil (SPÖ) und Mario Kunasek (FPÖ) haben nun auch die steirischen Offiziere und Unteroffiziere die Heeresreform-Pläne heftig kritisiert.

Düstere Aussichten für das Bundesheer – jetzt noch mehr als ohnehin schon seit Jahren: So sieht der Präsident der steirischen Offiziersgesellschaft Christian Schandor die Lage – das Heer sei an einem neuen Tiefpunkt angelangt.

„Eine Marionette, die von Bubis und Bobos geführt wird“

Im Führungskader wisse niemand mehr, wohin es gehen soll, und daran trägt für ihn nicht zuletzt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) die Verantwortung: „Ich habe den Eindruck, dass sie eine Art Marionette ist, die eben von den Bubis und Bobos geführt wird und der man leider Gottes noch ein Kabinett beigestellt hat, das sehr wenig Ahnung hat vom Bundesheer, von den Abläufen im Bundesheer und hier anscheinend einen Freibrief hat, wie man die Dinge umzusetzen hat“, so Schandor.

Frühere Verteidigungsminister hätten die Lebensdauer des Systems immer weiter gestreckt, jetzt sei man an dem Punkt angelangt, „dass es bei Fahrzeugen, oder bei Waffensystemen wie dem Kampfpanzer Leopard oder der Boden-Luft-Rakete Mistral einfach nicht mehr möglich ist, dieses System ohne notwendige Investitionen weiterzuführen. Und wenn man nicht bereit ist, entsprechende Mittel freizugeben, dann wird man das Bundesheer auch nicht umstrukturieren können“, so Schandor weiter.

„Ein einsturzgefährdetes Haus“

Ähnliches hört man auch vom Chef der steirischen Unteroffiziersgesellschaft, Othmar Wohlkönig. Der Zustand des Heeres sei besorgniserregend, die Stimmung in der Truppe am Boden: „Das Bundesheer ist im Grunde genommen in der Zwischenzeit ein einsturzgefährdetes Haus, bei dem einige Stützmauern noch halten, nämlich das Personal und die für jeden Einsatz erforderlichen Brigadestrukturen – und beide Mauern will man jetzt einreißen. Dass dadurch die Stimmung der Truppe im Keller ist, liegt wohl klar auf der Hand.“

Er habe vor wenigen Tagen einen Termin bei Verteidungsministerin Tanner bekommen, sagt Wohlkönig: Es sei ein gutes Gespräch gewesen, doch „so lange sich die Bundesregierung und allen voran der Herr Bundeskanzler und der Herr Finanzminister nicht vollinhaltlich zu dem Artikel 79 der Bundesverfassung und dem Paragraf 2 des Wehrgesetzes bekennen und die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen, solange wird beim Bundesheer die Kassa immer leer bleiben“.

Drei Milliarden Euro seien als Sofortbudget notwendig, und für die Zukunft ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts – sonst sei ein weiterer massiver Qualitätsverlust des Heeres nicht mehr aufzuhalten, heißt es von Offizieren und Unteroffizieren.

Ungewöhnliche Allianz gegen Tanner

Erst am Montag stellte sich mit den beiden ehemaligen Verteidigungsministern Mario Kunasek (FPÖ) und Hans Peter Doskozil (SPÖ) sowie dem Ex-Generalstabschef Edmund Entacher eine ungewöhnliche Allianz gegen die aktuelle Ressortchefin Klaudia Tanner. Das Trio kritisierte die Reformpläne für das Heer, warnte vor einem „Kaputtsparen“ und bekundete die Ansicht, dass Tanner „rücktrittsreif“ sei – mehr dazu in Ungewöhnliche Allianz gegen Tanner (news.ORF.at).