Ali Ahmed Amiri
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Chronik

Protest gegen Abschiebung von Ali

Ein Flüchtlingsschicksal bewegt derzeit Bad Gleichenberg: Ein gut integrierter 21-jähriger Afghane soll in seine Heimat abgeschoben werden, nachdem er eine Lehre absolviert hat und als Koch angestellt worden ist. Ein prominentes Komitee will seine Abschiebung jetzt verhindern.

Seit fünf Jahren ist Ali in Österreich, Bad Gleichenberg ist seine zweite Heimat geworden. Hier hat er in der Delikaterie eine Kochlehre absolviert, ist als Koch angestellt worden und hat Pläne für seine Zukunft in Österreich geschmiedet.

„Ich habe keine Familie in Afghanistan“

Diese Zukunftspläne seien jetzt zunichte gemacht, schildert der afghanische Flüchtling Ali Ahmed Amiri: „Das Bundesverwaltungsgericht hat gesagt, ich muss zurückgehen nach Afghanistan – und das will ich nicht. Ich habe keine Familie in Afghanistan, ich habe niemanden dort. Ich bin jetzt seit fünfeinhalb Jahren weg von dort und meine Familie ist im Iran.“

Pläne für sein Leben in Österreich hat sich Ali bereits mehrfach ausgemalt: „Ich möchte ein Chefkoch sein und später vielleicht einmal ein Restaurant aufmachen, das war mein Ziel“, erzählt er.

„Wir sind sehr zufrieden“

Aus seiner Heimat ist Ali nach massiven Misshandlungen geflüchtet. In Gleichenberg fand er Anschluss bei Familie Schmidt und meisterte seine Koch-Lehre bravourös. „Wir haben ein großes Fest gemacht, als er die Lehrabschlussprüfung bestanden hat. Wir sind wirklich sehr zufrieden, es hat alles super funktioniert, ich könnte mir keinen besseren Mitarbeiter vorstellen“, sagt der Gastronom Daniel Freismuth.

Nach fast vier Jahren im Unternehmen muss Ali seine Stelle verlassen. „Für mich macht das überhaupt keinen Sinn, wir haben jetzt drei Jahre Zeit und Geld investiert, um jemanden fertig auszubilden – und dann sagt man, er soll gehen. Das macht keinen Sinn.“

Für den Gastronomen sei das Jahr durch die Corona-Pandemie bereits sehr anspruchsvoll gewesen. Seit Juli sei das Geschäft wieder „annähernd normal“. Wenn Ali nicht mehr Teil des Unternehmens sei, werde sich eine Lücke in dem Unternehmen auftun, denn Fachkräfte im Bereich der Gastronomie seien schwer zu finden, so der Gastronom.

Komitee für Verbleib von Ali

Ein prominent besetztes Personen-Komitee mit der Gleichenberger Bürgermeisterin an der Spitze setzt sich jetzt für den Verbleib von Ali in Österreich ein. Eine wichtige Rolle spiele dabei die Rot-Weiß-Rot-Karte, betont Heike Schmidt, die Teil des Personenkomitees für Ali ist: „Wir möchten heute und hier aufzeigen, dass es auch ein ganz wichtiger Prozess ist, dass man sich auch das Leben dieser Flüchtlinge anschaut und ihnen eine Möglichkeit gibt, wenn sie schon eine gute Ausbildung haben, dass sie dann vielleicht auch in Österreich einen Antrag auf ein Bleiberecht – sprich eine Rot-Weiß-Rot-Karte stellen können.“

Ali sei ein Teil ihrer Familie geworden, betont Schmidt: „Ich weiß noch das erste Weihnachten, das wir zusammen gefeiert haben, wie viel er da um seine Familie geweint hat. Und ich erinnere mich auch an das letzte Weihnachten und an Urlaube, die wir gemeinsam gemacht haben.“ Sie werde, wenn Ali nun gehen muss, versuchen ihn wieder zurückzubringen, „dass wir ihn in einen Arbeitsprozess bringen“, so Schmidt.

Geht aber alles nach derzeit gültiger Vorschrift, wird Ali nach Afghanistan abgeschoben. Dort muss er sich dann um ein Visum für das benachbarte Pakistan bemühen und erst von dort aus könnte er dann um eine Rot-Weiß-Rot-Card ansuchen. Wegen massiver psychischer Probleme soll Ali ins LKH Graz eingeliefert werden – sein weiteres Schicksal ist unklar.

Auch Grüne für Rot-Weiß-Rot-Card für Asylwerber

Auch die Klubobfrau der steirischen Grünen fordert, dass Asylwerber, die ihre Lehre in Österreich abschließen, nicht gleich darauf abgeschoben werden „AsylwerberInnen sollen die Rot-Weiß-Rot-Card auch von Österreich aus beantragen können“, so Krautwaschl. Diesen Vorschlag habe ihr zufolge auch Minister Rudolf Anschober (Die Grünen) bereits gemacht.

Eine Abschiebung würde Krautwaschl zufolge nicht nur den Unternehmen, die einen Lehrling drei Jahre ausgebildet haben, schaden, sondern auch grundsätzliche Integrationsmöglichkeiten verhindern. Sie betont: „Die aktuelle Vorgangsweise steht nicht nur gegen jede Menschlichkeit und Vernunft, sondern ist auch gerade von der Krise gebeutelten Unternehmen, die viel in die Ausbildung eines neuen Mitarbeiters investiert haben, gegenüber absolut unfair.“