Chronik

Justizwache attackiert: Zwei Jahre Haft

Schläge, Tritte, geworfene Gegenstände: Weil er bei mehreren Angriffen in der Justizanstalt Graz-Karlau mindestens zwei Personen verletzt haben soll, wurde am Dienstag ein 25-Jähriger zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Man hätte glauben können, die drei Justizwachebeamten hätten Hannibal Lecter vorzuführen, so streng waren die Sicherheitsmaßnahmen: Die Hände des Angeklagten waren an seinen Sicherheitsgürtel gefesselt und blieben während der gesamten Verhandlung dort; die drei Bewacher – einer zusätzlich zur üblichen Bewaffnung mit neonfarbenem Taser ausgerüstet – blieben dicht neben dem Beschuldigten stehen und ließen ihn keine Sekunde aus den Augen.

Vorstrafen: „Quer durch die Bank alles“

Dabei machte der 25-jährige Kärntner einen freundlichen Eindruck. Als der Richter die zahlreichen Vorstrafen vortrug – „quer durch die Bank alles“ –, meinte der Angeklagte dazu nur: „Wenigstens habe ich die Lehrabschlussprüfung und den Führerschein gemacht“ – in der Haft in der Karlau nämlich, wo er schon längere Zeit saß. „Mit mir gab es nie Probleme“, meinte er treuherzig. „Naja, im April war die letzte Sache, so lange ist das nicht her“, relativierte der Richter.

Als seine Verlegung in eine andere Zelle nicht bewilligt wurde, warf er einen Becher mit Stiften nach einem Mitarbeiter; als er daraufhin zur Räson gebracht werden sollte, zuckte er aus. „Ich bin ausgerastet und habe mich an den Beamten abreagiert“, meinte der 25-Jährige zur Erklärung. Ein anderes Mal schoss seine Faust aus der Speiseklappe der Zelle heraus und boxte einen Justizwachebeamten. „Ich hatte starke Zahnschmerzen und war in einem psychischen Ausnahmezustand“, lautete seine Rechtfertigung.

„Bekomme meine Aggressionen in Griff“

Dass er einen Mithäftling so stark am Ohr verletzt hat, dass dieser blutete, tat ihm „ehrlich leid. Wir haben uns immer gut verstanden, und er ist ja auch schon ein älterer Mann“, meinte der Kärntner. Irgendwann hat er auch noch eine Matratze angezündet, aber er erklärte sich sofort bereit, die Kosten dafür – 1.680 Euro – zu übernehmen. „Ich mache jetzt extrem viel Sport und bekomme meine Aggressionen in Griff“, versicherte er dem Richter.

Vorerst wird er trotzdem in Haft bleiben müssen, denn zur bisherigen Strafe – das Absitzen dauert noch bis Sommer 2021 – kamen noch zwei Jahre unbedingt dazu. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.