steirischer herbst – Paranoia TV
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Kultur

Steirischer herbst: Startschuss fällt im Internet

Das Festival steirischer herbst hat sich Covid-19-bedingt neu erfunden und startet am Donnerstag mit Paranoia TV, einem eigenen Medienkanal. Ein Großteil des Programms spielt sich also im Internet ab.

Mit einer Rede der Intendantin des steirischen herbstes, Ekaterina Degot, die 100 Monitore in der Grazer Innenstadt übertragen, startet das Festival am Donnerstag um 17 Uhr. Herz dieser 53. Ausgabe ist das Paranoia-TV – mehr dazu in Steirischer herbst heuer über „Paranoia TV“ – mit seiner Zentrale in der Grazer Herrengasse. „Es gibt ein großes, umfangreiches Programm online, das mit den TV-Formaten spielt. Das heißt, es gibt TV-Serien von Künstlern gestaltet, es gibt Gespräche, öffentliche Diskussionen und Filmpremieren.“ Etwa Videos von Josef Dabernigs und Ahmet Ögüt. Paranoia TV hält auch Spiele bereit, ebenso einen von Ö1 produzierten Podcast.

steirischer herbst 2020
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Die Onlinepremieren finden auf Paranoia-tv.com und der Paranoia-TV-App während der gesamten Festivaldauer statt

„Onlineauftritt ist keine Notmaßnahme“

Die Wahrnehmbarkeit des traditionsreichen Festivals sieht Degot nicht gefährdet, im Gegenteil: „Das war keine Notmaßnahme. Ich war selbst überrascht, wie schnell sich Künstler auf ein anderes Werk umgestellt haben. Ich sehe schon, dass wir einige Meisterwerke haben“, sagte Degot.

Das Festival ist aber nicht zur Gänze im virtuellen Raum, für manch Überraschung in Graz ist gesorgt, wenn etwa Straßenlaternen zu sprechen beginnen oder Konsumenten in Geschäften ausspioniert werden und Kunst auf verschiedenen Wegen zu den Leuten kommt.

Passfoto einmal anders und ein Malbuch für Erwachsene

Unter anderem gibt es eine Verschmelzung von Hörspiel und Performance des slowenischen Künstlers Janez Jansa: Dabei werden die Besucher in Taxis durch die Stadt fahren und einem fiktiven EM-Finalspiel zwischen Deutschland und Schweden lauschen – es geht dabei um Spielzüge, Einblicke in den Fußballmarkt, aber auch das utopische und emanzipatorische Potenzial der Krise.

Eine andere – zugängliche – Aktion ist die Installation „Photoautomat“ von Akinbode Akinbiyi am Eisernen Tor, wo Passanten Passfotos von sich machen können. Der Automat gibt dann aber völlig andere Bilder aus, und zwar von Berlin während des Lockdowns. Ein Stück weiter, am Burgring, gestaltet Vadim Fishkin den Dialog zwischen zwei Straßenlaternen. Bei „Dictionary of Imaginary Places“ flüstern sich die Laternen Namen von Städten oder Ländern aus der Welt der Literatur zu.

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Ein Film widmet sich etwa – ganz im Zeichen der Coronavirus-Pandemie – dem Händewaschen

Etwas Besonderes ist auch Roee Rosens Malbuch für Erwachsene mit dem Titel „Lucy ist krank“: Es wird während der Festivaldauer an Patienten und Personal des Grazer LKH ausgegeben. In dem Buch reflektiert Rosen über Entdeckungslust und Krankheit. Eher ungewöhnlich ist auch der Ort, den Lawrence Abu Hamdan für seine Klanginstallation „A Convention of Tiny Moments“ gewählt hat: Zu hören ist sie bei den Spar-Filialen in der Sackstraße und am Hauptbahnhof.

Drei Wege zu drei Festivals im Festival

Selbst auf den Weg machen kann man sich zu drei Festivals im Rahmen des steirischen herbstes. Und zwar zum ORF-Musikprotokoll, dem Literaturfestival „out of joint“ und zu „stubenrein“ im anderen Heimatmuseum. Nicht zu vergessen seien auch die vielen sogenannten Parallelausstellungen in Graz.