Außenansicht der Justizanstalt Graz-Karlau mit Überwachungskamera
APA/Erwin Scheriau
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Chronik

Loch in Mauer: Aus Gefängnis abgeseilt

In der Nacht auf Samstag wollten drei Häftlinge der Justizanstalt Karlau in Graz offenbar flüchten. Sie schlüpften durch ein Loch in der Außenmauer und seilten sich an Leintüchern ab. Als sie den Vorfeldzaun passierten, wurde Alarm ausgelöst. Kurz danach konnten sie wieder festgenommen werden.

Die drei Gefängnisinsassen teilten sich in der Justizanstalt zu dritt einen Haftraum. In dessen Außenwand wurde ein 30 mal 30 Zentimeter großes Loch geschlagen, durch das ihnen die Flucht gelang. Mehrere Leintücher, die zu Seilen gedreht wurden, dürften ihnen als Abseilhilfe gedient haben. „Sie haben sich zwölf Meter in den gesicherten Hof abseilt. Als sie den Vorfeldzaun überkletterten, wurde der Alarm ausgelöst“, schilderte der stellvertretende Anstaltsleiter Gerhard Derler. Dennoch konnten die drei Männer auch noch die Außenmauer überwinden.

Zehn Minuten vom Bemerken bis zur Festnahme

Die Flucht war laut Angaben der Polizei gegen 3.15 Uhr bemerkt worden. Die unmittelbar eingeleitete Netzplanfahndung mit zwölf Polizeistreifen hatte nach kurzer Zeit Erfolg. Die drei geflüchteten Gefängnisinsassen seien innerhalb von zehn Minuten und im Umkreis von wenigen hundert Metern von ihrem Fluchtort wieder festgenommen worden, teilte ein Polizeisprecher mit. Die drei Männer – 19, 21 und 26 Jahre alt – ließen sich widerstandslos festnehmen.

Polizeihund verbellte einen Ausbrecher

Zwei Ausbrecher waren laut Polizei gemeinsam auf der Flucht, einer war allein unterwegs. Das Duo wurde auf einem Firmengelände direkt gegenüber der Justizanstalt von Streifenbeamten erkannt. Sie liefen zuerst weg, als sich die Polizisten näherten, konnten aber rasch festgenommen werden.

Die dritte Person wurde wenige Minuten später von einer Diensthundestreife und Justizwachebeamten auf einem Großparkplatz zwei Querstraßen weiter westlich entdeckt. Der Polizeidiensthund verbellte den Mann, der sich unter einem SUV versteckt hatte. Auch er leistete keinen Widerstand.

Die drei Männer wurden wieder in die Justizanstalt gebracht, laut Derler wurden über sie nun besondere Sicherheitsmaßnahmen verhängt. Die drei Häftlinge sitzen laut Derler wegen Eigentumsdelikten in der Justizanstalt Graz-Karlau ein und hatten noch ein bis drei Jahre abzusitzen.

Hintergründe werden noch geklärt

Wie die Vorarbeiten zur Flucht unbemerkt bleiben konnten bzw. der Ausbruch tatsächlich gelingen konnte, stellte am Samstagnachmittag die Ermittler noch vor Rätsel. Die Justizanstalt Karlau gilt als Hochsicherheitsgefängnis und wird mit einer etwa einen Kilometer langen Umfassungsmauer mit Kameras und Stacheldraht von der Umgebung abgeschirmt.

Erst am Montag hatte ein Insasse der Justizanstalt Stein in Niederösterreich einen Ausbruch geplant, dieser konnte jedoch verhindert werden – mehr dazu in Insasse wollte in „trojanischer Kiste“ fliehen (8.10.2020).