Coronavirus

Experte: „Lockdown-Forderungen zu früh“

Stehen wir vor einem zweiten Lockdown? Dieses Thema wird angesichts steigender Infektionszahlen konkreter. Für Forderungen nach einem zweiten Lockdown in Österreich sei es aber noch zu früh, so Experte Klaus Vander.

In Deutschland gelten der Quasi-Lockdown und damit strenge Kontaktbeschränkungen ab dem kommenden Dienstag und vorerst für einen Monat. Schulen, Kindergärten und Geschäfte bleiben offen, Restaurant-, Kino-, und Theaterbesuche oder Urlaubsreisen sind nicht möglich.

Man hofft, dass die Zahl der Covid-19-Infektionen zurückgeht und es quasi normale Weihnachten geben kann. Derzeit seien alle Augen auf Deutschland oder auch Frankreich gerichtet – und es fragen sich alle, ob solche Maßnahmen auch in Österreich gerechtfertigt wären, so Virologe Klaus Vander vom Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie an der Meduni Graz.

Enorme Auswirkungen

Es sei zu bedenken, dass ein zweiter Lockdown enorme wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen mit sich ziehe: „Anhand der aktuellen Zahlen des österreichischen Gesundheitssystems bzw. insbesondere der Situation des steirischen Gesundheitssystems glaube ich, dass es derzeit zu früh ist, einen zweiten Lockdown zu fordern.“

Man wisse, dass die großen Cluster in den vergangenen Monaten primär auf größere familiäre und freundschaftliche Zusammenkünfte in privatem Rahmen zurückzuführen sind, so Vander: „Hier würde ich primär an alle appellieren, in der aktuellen Situation der kontinuierlichen Zunahme von Infektionszahlen letzten Endes wirklich sein eigenes Verhalten zu hinterfragen, Kontakte und auch Zusammentreffen in der aktuellen Phase so weit als möglich zu reduzieren, um hier wieder eine Abflachung der Infektionskurve mitzubedingen und somit die Grundlage für die Diskussion um einen zweiten Lockdown in Österreich zu reduzieren.“

Angespannte Situation

Was die Krankenversorgung betrifft, sei die Situation in der Steiermark in einigen Regionen durchaus angespannt, so Vander. Derzeit seien aber primär die stationären Betten stark belastet, im Bereich der Intensivmedizin sei man durchwegs noch in einem moderaten Auslastungsstatus, die intensivmedizinische Versorgung sei derzeit nicht gefährdet. Es liege am Verhalten jedes einzelnen, dass das auch so bleibe, betont der Virologe sinngemäß.

Landesregierung fordert Schulterschluss

Die steirische Landesregierung wünscht sich angesichts der steigenden Infektionszahlen auch in unserem Bundesland indes einen bundesweiten Schulterschluss wie in Deutschland oder Frankreich: Man müsse jetzt rasch und entschlossen handeln, um die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen – in der Steiermark sei man vorbereitet.

Im Alleingang könne das allerdings nicht gelingen, deshalb fordere man den Bund auf, weitere Maßnahmen umzusetzen, so Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und sein Stellvertreter Anton Lang (SPÖ).