Joe Biden
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Politik

US-Wahl: Welche Auswirkungen hat Ergebnis?

Nach tagelangen Auszählungen steht Joe Biden als neuer US-Präsident fest. Der noch amtierende Donald Trump anerkennt das Ergebnis der Wahl aber derzeit nicht an. Steirische US-Kenner sind ob der Auswirkungen geteilter Meinung.

Mehrere Tage lang wurde ausgezählt, bis Joe Biden am Samstag die nötigen Wahlmänner-Stimmen beisammen hatte – mehr dazu in Biden gewinnt US-Wahl und in Liveticker: Pennsylvania entscheidet Rennen ums Weiße Haus (news.ORF.at). Donald Trump allerdings sprach schon vor bzw. während der Auszählung der Wahlkarten von Betrug und von einem Sieg, „der ihm gestohlen werde“.

Ein tiefer Riss, der weiter vertieft wurde

Dass Trump-Fans und Biden-Wähler nicht viel voneinander halten, war in den letzten Monaten kaum übersehbar – dass die Wahlentscheidung jetzt so knapp ausfiel, zeigt, dass der Riss offenbar mitten durch die amerikanische Bevölkerung geht.

Ein Riss, der auch bewusst vertieft wurde, sagt der Grazer Soziologe und USA-Kenner Manfred Priesching: „Es ist ein Riss, es ist ein gespaltenes Volk. Das hat sich über lange Jahrzehnte entwickelt, aber offenbar sind hier zwei ganz große Lager, die sich gegenseitig nicht schätzen oder im Gegenteil einander fürchten oder sich Schlechtes zutrauen. Es ist ja in den letzten vier Jahren auch permanent forciert worden in fast täglichen Meldungen von Seiten Trumps.“

„Eine unwürdige Szenerie“

Vor allem die Aussagen Trumps der letzten Tage würden das Bild der USA beschädigen: „Das ist eine unwürdige Szenerie, die sich da bietet, dass man Wahlen nicht akzeptiert und dergleichen, dass autoritäre Führer der dritten Welt das üblich zu tun pflegen, da hätten wir doch gedacht, dass so etwas in Amerika nicht stattfinden kann, und jetzt findet es statt“, so Priesching.

„‚Katastrophe‘ eine übertriebene Feststellung“

Etwas anders schätzt die Situation Roberta Maierhofer vom Zentrum für Inter-Amerikanische Studien der Universität Graz ein: „Ich glaube, dass es eine Katastrophe für die amerikanische Demokratie ist, ist eine übertriebene Feststellung, weil man gibt dem Präsidenten hier in diesem Prozess der Wahl eine zu große Bedeutung. Er kann mit diesen Verkündigungen zu diesen Zeiten ja gar nichts erreichen, weil die einzelnen Staaten sind für die Wahlen zuständig, und die haben Systeme, die sich unterscheiden.“