Sujet Gewalt Schatten Frau
ORF.at/Christian Öser
ORF.at/Christian Öser
Soziales

Gewalt an Frauen: Immer mehr junge Täter

160 öffentliche Gebäude in Österreich leuchten ab Mittwoch orange: Damit soll auf den internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen aufmerksam gemacht werden. Die Zahl der Fälle habe sich im Lockdown nicht verändert, es gibt aber immer mehr junge Täter.

Knapp 2.800 Opfer von Gewalt wurden heuer schon im Gewaltschutzzentrum Steiermark betreut, mehr als 75 Prozent der Opfer waren Frauen oder minderjährige Mädchen; in rund 900 Fällen mussten auch Betretungsverbote ausgesprochen werden.

Immer mehr junge Täter

„Wir haben befürchtet, dass im Lockdown Gewalt in Familien steigen könnte – zum Glück war das nicht so ausgeprägt der Fall. Es hat zwar mehr Betretungs- und Annäherungsverbote von der Polizei gegeben, das hat sich im Lauf des Jahres aber wieder reguliert. Also wir sind wieder am Stand vom vorigen Jahr“, schildert Martina Sorgo vom Gewaltschutzzentrum Steiermark.

Grund zur Freude sei das aber keiner, denn besonders oft sei es zu sehr schwerer Gewalt gekommen. Ebenso auffallend sei gewesen, dass viele Täter und Opfer jünger als 18 Jahre waren: „Ich denke, gerade junge Menschen waren in dieser Zeit sehr belastet. Sie haben keine sozialen Kontakte gehabt, keine Möglichkeit, sich auszutoben, ihr Leben zu leben. Dass da Konflikte in den Familien noch mehr steigen, war wahrscheinlich ein Grund und dass wenig Möglichkeit bestand, das außerhalb der Wohnung auszuleben.“

Appell für mehr Täterarbeit

Um Gewalt zu verhindern, braucht es daher auch eine Betreuung der Täter. Diese erfolgt derzeit aber nur auf Empfehlung und freiwilliger Basis, erklärt Christian Scambor vom Verein für Männer- und Geschlechterthemen Steiermark: „Das soll geändert werden. Da gibt es konkret eine Initiative vom Innenministerium, wonach Gewaltpräventionszentren eingerichtet werden sollen, und bei diesen Stellen sollen sich dann Männer melden müssen nach einem Betretungsverbot. Oder sie zahlen eine Verwaltungsstrafe.“

Daneben gibt es zahlreiche Kampagnen, die für das Thema sensibilisieren. Dazu gehört auch die weltweite Aktion „Orange the world“: Bis einschließlich 10. Dezember bringt sie allein in der Steiermark 51 Gebäude orange zum leuchten – so soll das Thema Gewalt gegen Frauen auch mehr Aufmerksamkeit bekommen – mehr dazu in Wien leuchtet orange gegen Gewalt an Frauen (wien.ORF.at).

„Gesamtgesellschaftliches Problem“

Auf Initiative des Frauen-Ressorts des Landes wird auch das Netzwerk der steirischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen an der weltweiten Kampagne teilnehmen – geplant sind fast 30 Online-Veranstaltungen „Frauen und Mädchen haben das Recht auf ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben. Die Politik muss Frauen Mut machen, ihr Schweigen zu brechen und einen Weg aus der Gewalt ermöglichen. Ziel muss es sein, Frauen, die von Gewalt betroffen sind, Stabilität, Sicherheit und Vertrauen zu geben. Zentrale Anliegen sind eine stärkere Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft und mehr Präventionsarbeit", sagt Frauenlandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), die außerdem betont: „Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das wir mit vereinter Kraft langfristig bekämpfen wollen und müssen. Das Ziel der Gespräche ist es, Menschen für Zivilcourage zu motivieren, nicht wegzuschauen, sich für von Gewalt betroffenen Frauen einzusetzen und das Angebot der Frauen- und Mädchenberatungsstellen als erste Anlaufstelle weiterzugeben.“