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ORF.at/Christian Öser
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Soziales

Betretungsverbote: Oft Kinder die Opfer

Mit den Ausgangsbeschränkungen in der CoV-Krise ist auch häusliche Gewalt verstärkt in den Mittelpunkt gerückt. Auffallend dabei ist, dass zunehmend Gewalt an Kindern der Grund für Betretungsverbote ist.

Gewalt in Familien scheint eine weitere Schattenseite der Coronavirus-Krise zu sein: Die Zahl der Betretungsverbote blieb in diesem Jahr mit 916 Fällen zwar faktisch gleich, allerdings richtet sich die Gewalt offenbar zunehmend auch gegen Kinder.

Stresslevel in Familien steigt

Die Leiterin des Gewaltschutzzentrums in der Steiermark, Marina Sorgo, erklärt sich diese Entwicklung so: „Weil sie aufgrund der Covid-Einschränkungen mehr zuhause sind, ihre Freunde nicht treffen können, es wahrscheinlich zu größeren Konflikten kommt und auch zu Gewalt aufgrund der Konflikte.“ So steigt etwa der Stress, weil die Wohnung zu klein ist, Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit auf die Psyche schlagen, oder Distance Learning und Ausgangsbeschränkungen zur Überforderung führen. Konflikte würden derzeit daher auch mehr eskalieren als üblich, sagt Maria Sorgo.

Anlaufstellen:

  • Verein Frauenhäuser Steiermark: 0316 42 99 00
  • Gewaltschutzzentrum Steiermark: 0316 77 41 99
  • Verein für Männer- und Geschlechterthemen Steiermark: 0316 831414
  • Rat auf Draht: 147
  • Kinder- und Jugendanwaltschaft: 0676 86660609

Jugendamt vor allem in Graz im Einsatz

Vor allem in der Stadt Graz fällt auf, dass zur Bearbeitung von Betretungsverboten heuer oft auch das Jugendamt hinzugezogen werden muss, sagt dessen Sprecherin Vasiliki Argyropoulos: „Das heißt, wenn in einer Familie Gewalt passiert ist, also innerfamiliäre Gewalt unter Erwachsenen, und es leben Kinder in der Familie, dann ruft die Polizei unsere Sozialarbeiterinnen zur Familie dazu.“

Letztes Jahr habe es 104 Bearbeitungen von Betretungsverboten gegeben: „Im heurigen Jahr haben wir bereits bis 147 Betretungsverbote bearbeitet, und das ist doch anderthalb mal so viel als sonst.“

Erhöhter Druck rund um die Feiertage

Auch seitens des Sozialressorts des Landes heißt es, dass steiermarkweit ein leichter Anstieg in der Kinder- und Jugendhilfe bemerkbar sei und dass vor allem rund um die Feiertage der Druck in den Familien steige. Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) betont daher: „Zahlreiche Angebote stehen bereit, um die steirischen Familien in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen und frühzeitig entgegen zu wirken."