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Soziales

„Housing First“: Wohnprojekt für Frauen

Eine eigene Wohnung als ersten Schritt zurück in ein eigenständiges Leben – genau darauf zielt das Projekt „Housing First“ in Graz ab. 39 Frauen und 20 Kindern konnte damit in den vergangenen sieben Jahren geholfen werden.

Das Projekt, das von Jugend am Werk umgesetzt wird, richtet sich an wohnungslose Frauen, also Frauen, die obdachlos oder in einem Frauenwohnheim untergebracht sind. Es gibt viele Gründe, warum Frauen ihre Wohnung verlieren – die häufigsten sind Trennung oder Scheidung und der Verlust des Arbeitsplatzes; manche Frauen gehen von zu Hause weg, weil sie Gewalt in der Partnerschaft erlebt haben.

Bereits 39 Frauen und 20 Kinder geholfen

Eine Studie der „Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe“ erhob, dass in Graz etwa 700 Frauen wohnungs- oder obdachlos sind – genau da hilft das Projekt „Housing First“, sagt dessen Teamleiterin Andrea Knafl: „Es ist ganz wichtig, dass es um Inklusion geht, und dass Frauen, die am Rande der Gesellschaft waren, in die Gesellschaft integriert werden und dass sie wohnen können wie jeder andere Mensch auch – ohne Auflagen.“

Das Grazer Projekt wurde im Dezember 2013 ins Leben gerufen, weil die Frauenwohnheime in Graz überfüllt waren. Mittlerweise konnten 39 Frauen und 20 Kinder in die eigenen Wohnungen begleitet werden, so Andrea Knafl. Das betreffe sowohl Akademikerinnen als auch Frauen mit Migrationshintergrund.

Unterschiedliche Betreuungsangebote

Gesucht werde auf dem normalen Immobilienmarkt, das „Housing First“-Team hilft dabei: „Wir machen im ersten Schritt ein Clearing, wo wir uns anschauen, was ist die persönliche Situation der Frau, was ist der Wunsch, wie möchte sie wohnen, was ist finanziell auch möglich, wo kann man noch finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten lukrieren?“

Denn die Frauen müssen die Miete etwa durch Sozialleistungen oder durch ein Einkommen selbst finanzieren können.
Auch Schuldnerberatung oder psychologische Hilfe werden angeboten – die Frauen können – müssen aber nicht – das Betreuungsangebot annehmen.

Konzept aus New York

Ziel sei, dass sie den Weg in ein selbstständiges Leben finden – „was sehr oft wieder der Fall ist, wenn Frauen wohnen, familiäre Kontakte wieder aufgebaut werden können und Bekanntschaften, Freundschaften aufleben“.

Das sei in anderen Einrichtungen, wie etwa Frauenwohnheimen nicht so leicht. „Housing First“ wurde Anfang der 90er-Jahre in der New Yorker Obdachlosenhilfe entwickelt und wird in vielen Ländern umgesetzt, etwa in Deutschland, Finnland, Großbritannien, Frankreich und eben auch in Österreich.