Franz Titschenbacher
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Landwirtschaft

LWK-Wahl: Titschenbacher positiv gestimmt

Der steirische Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher hat am Montag bei einer Pressekonferenz in Graz Bilanz über die vergangenen fünf Jahre gezogen. Für die Landwirtschaftskammerwahl am 24. Jänner 2021 erwartet er sich eine „gute Ernte“.

Franz Titschenbacher hatte mit seinem Bauernbund 2016 exakt 69,71 Prozent der Stimmen erhalten. Rund 120.000 Bauern werden am 24. Jänner ihre neue Standesvertretung wählen. Wegen des dritten CoV-Lockdowns könnte die Wahlbeteiligung aber weiter sinken, befürchten Titschenbacher sowie Vizepräsidentin Maria Pein.

„Schwierige Voraussetzungen“

2016 hatten nur noch 38,94 Prozent der Landwirte ihre Stimme abgegeben. „Es sind schwierige Voraussetzungen“, sagte der Bauernbund-Obmann-Stellvertreter (Obmann ist ÖVP-Agrarlandesrat Hans Seitinger, Anm.). Es seien weder persönliche Kontakte noch Wahlveranstaltungen möglich. Man versuche über das Internet mit den Wählern in Kontakt zu treten.

Eine Verschiebung sei aufgrund der rechtlichen Voraussetzungen nicht so einfach in kurzer Zeit machbar, so Titschenbacher: „Wir alle wissen nicht, was möglicherweise in zwei, drei oder vier Monaten auf uns zukommt und gleichzeitig ist die Möglichkeit der Briefwahl stark ausgebaut worden – solange die Gemeinden offen bleiben, sind wir überzeugt, dass wir diese Wahl regulär vorbereiten und durchführen können.“

Regionale Versorgung wichtig für Zukunft

Mit der Bilanz seiner vergangenen fünf Jahre zeigte er sich zufrieden, doch es gebe noch viel zu tun. So will er sich etwa dafür einsetzen, dass die Selbstversorgung in der Bundesverfassung festgeschrieben wird, der Wasserzugang für Landwirte soll vereinfacht werden und die Bauernschaft will er noch mehr als Helfer gegen den Klimawandel positionieren.

Die Bevölkerung habe durch die CoV-Krise den großen Wert der regionalen Lebensmittelversorgung für eine funktionierende Krisenvorsorge schätzen gelernt. Auf Bauern sei in schwierigen Zeiten Verlass, daher dürfe die Lebensmittelproduktion nicht schwer gemacht werden, so Titschenbacher: „Gerade im Jahr 2020 hat es sich gezeigt – wenn internationale und globale Warenströme zu bröckeln beginnen – wie wichtig und wertvoll Selbstversorgung und Eigenversorgung ist und es geht uns darum, diese Eigenversorgung auch für die Zukunft abzusichern.“

Mehr Unterstützung für 24-Stunden-Pflege gefordert

Pein betonte, dass man zuletzt Erleichterungen bei der Sozialversicherung erreicht habe: So wurde etwa der Krankenversicherungsbeitrag von 7,65 auf 6,8 Prozent gesenkt. Sie forderte unter anderem mehr Unterstützung für 24-Stunden-Betreuung, da gerade im bäuerlichen Umfeld besonders viele Ältere zu Hause gepflegt werden.

Der Bauernbund war bei der steirischen Landwirtschaftskammerwahl 2016 trotz Verlusten mit 69,71 Prozent (2011: 76,46) stärkste Kraft geblieben. Die FPÖ-Bauern (FB) schafften damals mit 12,10 nach 5,25 Prozent klar den Sprung in die Landeskammer. Der Unabhängige Bauernverband (UBV) steigerte sich auf 8,53 Prozent. Grüne und SPÖ flogen 2011 aus der Landesvertretung.

Steirische FPÖ spricht von „Schönmalerei“

Scharfe Kritik in Bezug auf die positive Bilanz des LWK-Präsidenten Titschenbacher kommt von den steirischen Freiheitlichen. Diese seien schon im Vorfeld für eine Verschiebung der Wahl eingetreten. Eine „extrem niedrige“ Wahlbeteiligung würde in Kauf genommen werden, "um einen kritischen Meinungsaustausch im Zuge von Wahlauseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen“, heißt es in einer Aussendung.

Die freiheitliche Partei werde auch weiterhin für eine „effektive Kontrolle in der Landwirtschaftskammer und für die Stärkung der kleinstrukturierten Landwirtschaft“ eintreten, während von der ÖVP eine „Ausdünnung“ der Regionen forciert worden sei, heißt es weiter. Der Obmann der Freiheitlichen Bauernschaft Albert Royer spricht von einer „Realitätsverweigerung“ in Bezug auf Titschenbacher und vermisse „effektive Gegenmaßnahmen in der Corona-Krise“.