Impfstoff AstraZeneca
APA/AFP/Sai Aung Main
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Steiermark impft

EU gibt grünes Licht für AstraZeneca

Die Europäische Arzneitmittel-Agentur hat am Freitag grünes Licht für den Einsatz des CoV-Impfstoffes von AstraZenca gegeben: Die Behörde empfiehlt eine bedingte Zulassung. Dennoch könnte es sein, dass die Impfpläne geändert werden müssen.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur hat am Freitag eine bedingte Zulassung des Impfstoffs ab 18 Jahren gegeben; eine im Vorfeld im Raum gestandene Altersobergrenze von 65 Jahren nannte die EU-Behörde allerdings nicht – mehr dazu in grünes Licht für AstraZeneca in EU (news.ORF.at).

Die EU steht mit dem Impfstoffhersteller AstraZeneca im Clinch, weil das Unternehmen nicht die ursprünglich vereinbarte Impfstoffmenge in die EU liefert. Das wirbelte auch die Impfpläne in der Steiermark durcheinander – mehr dazu in Weniger Impfdosen: Steiermark ist vorbereitet (23.1.2021) und Ausreichend Impfstoff für Zweitimpfung. Dazu kommt, dass auch die nachgewiesene Wirkung unter jener der bisher verwendeten Impfstoffen liegen dürfte – mehr dazu in Deutschland: AstraZeneca nur bis 65 Jahre empfohlen (news.ORF.at).

Bei Teilzulassung Änderung der Impfstrategie nötig

Kommt in Österreich eine ähnliche Entscheidung, müsste der Impfplan wohl in größerem Stil modifiziert werden – findet auch Christoph Schweighofer, Ärztekammervizepräsident und Obmann der Niedergelassenen Ärzte auch für Österreich: „Ich fürchte, dass es bei uns auch so sein wird wie in Deutschland, dass es nur eine Teilzulassung geben wird. Man wird da sicher flexibel sein müssen. Es wird sicher nicht so sein, dass wenn Impfstoff in die Steiermark kommt, wir den ablehnen und nicht verimpfen werden – ich würde vorschlagen Hochrisikopatienten, die jünger sind, und Personen kritischer Infrastruktur, Lehrpersonal in Schulen, das muss man sich dann anschauen.“ Nun ist das Nationale Impfgremium am Zug, am Montag will die Regierung entscheiden – mehr dazu in Nun Nationales Impfgremium am Zug (news.ORF.at).

Besserer Schutz bei Jüngeren

Die bereits in der Europäischen Union zugelassenen Impfstoffe weisen in Studien eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent auf, die von Seiten des schwedisch-britischen Herstellers AstraZeneca bisher vorgelegten Daten zeigen eine Wirksamkeit über alle Altersgruppen hinweg von 70 Prozent, sagt Andrea Grisold, Fachärztin für Hygiene und Mikrobiologie an der Meduni Graz: „Davon muss man sagen, es gibt Altersgruppen, vor allem die jüngeren Personen, wo die Impfung eine höhere Effektivität hat, bei den Älteren scheint es etwas schlechter zu sein. Aber ich muss auch sagen, 70 Prozent ist deutlich besser als kein Schutz.“

Schnupfen bei Schimpansen

Bei dem AstraZeneca-Wirkstoff handelt es sich nicht um einen mRNA-Wirkstoff, bei dem Teile des Virus in eine Hülle gepackt und injiziert werden, sondern um einen sogenannten Vektor-Impfstoff, so die Expertin, „das heißt, in einem für uns apatogenen Virus wird etwas eingeschleust, damit dann bei der geimpften Person die Antikörper produziert werden. Das verwendete Virus in diesem AstraZeneca-Impfstoff ist ein sogenanntes Schimpansen-Adenovirus, das bei Schimpansen Schnupfen hervorruft, beim Menschen aber ungefährlich ist“

AstraZeneca-Impfstoff einfacher zu lagern

Unterschiede gibt es auch bei der Handhabe: Die bisher zugelassenen Impfstoffe müssen bei minus 80 Grad transportiert und gelagert werden, beim AstraZeneca-Impfstoff reicht normale Kühlschranktemperatur.

CoV-Schutzimpfung

Wie viele Personen wurden bereits geimpft? Die aktuellen Zahlen für jedes Bundeland lassen sich hier abrufen.

Das dürfte wohl ein Grund gewesen sein, warum die Bundesregierung vor allem von diesem Impfstoff die weitaus größten Mengen bestellt hat – vor allem, wenn man an Massenimpfungen oder Impfungen bei Hausärzten denkt. Diese wären jedenfalls bereit: Laut einer ganz aktuellen Online-Umfrage der Ärztekammer Steiermark, an der sich 1.300 Mediziner beteiligt haben, gaben 97 Prozent an, sich selbst impfen zu lassen, 71 Prozent sind bereit, in ihren Praxen Patienten zu impfen.

Warnung vor Sorglosigkeit bei Geimpften

Ob die diversen Impfstoffe auch gegen die beiden bisher bekannten Mutationen wirken, sei noch nicht klar absehbar, sagt Andrea Grisold: „Das werden erst die Zahlen zeigen. Jedenfalls wäre es so, dass man bei einem mRNA-Wirkstoff sehr rasch reagieren kann, beim Impfstoff von AstraZeneca würde das etwas länger dauern.“

Aber egal welcher Wirkstoff, die Expertin rät in jedem Fall zur Impfung und den Geimpften, nicht sofort in Sorglosigkeit überzugehen: „Eine Sorge ist sicher, dass Personen, die geimpft sind, glauben, dass sie geschützt sind und andere nicht anstecken können, sodass es dann wieder zu einem Anstieg kommen könnte“. Solange nicht klar ist, wie lange geimpfte Personen immun sind und ob diese weiterhin Überträger sein können, werden Maske und Abstandsregeln weiter notwendige Begleiter sein.