Skigebiet Planai-Schladming
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Coronavirus

Häufung von Zweitwohnsitzen in Skigebieten

Die beiden obersteirischen Bezirke Murau und Liezen haben seit Dezember eine gehäufte Anzahl an Zweitwohnsitzen verzeichnet. Mit der Polizei wurden verstärkte Kontrollen durchgeführt – allein bei einem Ferienwohnhaus waren 36 Nebenwohnsitze gemeldet.

„Wir haben zuletzt öfter Hinweise aus der Bevölkerung bekommen, dass bei den Skipisten Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen oder Kennzeichen aus anderen Bundesländern gesehen wurden. Da stellte sich die Frage, wo diese übernachten“, so der Murauer Bezirkshauptmann Florian Waldner in einem Bericht der „Kleinen Zeitung“.

Daher habe man zusammen mit der Exekutive Kontrollen in den Tourismusgebieten durchgeführt, die speziell auch in der bevorstehenden Semesterferienwoche sowie auch danach noch fortgesetzt werden. „Es ist in Ordnung, wenn mittlerweile erwachsene und weggezogene Kinder ihren Zweitwohnsitz bei den Eltern anmelden, um sie zu besuchen. Wenn aber jemand nur einen Zweitwohnsitz zum Skifahren anmeldet, wollen wir das nicht“, so Waldner.

Ein Ferienwohnhaus – 36 Nebenwohnsitze

Dem Bezirkshauptmann zufolge wurden bei den bisher durchgeführten Kontrollen bei einem Ferienwohnhaus 36 Nebenwohnsitze entdeckt. In einem Hotel seien 24 Ungarn einquartiert gewesen – diese hätten gesagt, sie seien zum Arbeiten da, doch das Hotel sei ansonsten leer, also stelle sich die Frage, was es da zu arbeiten gebe, sagte der Bezirkshauptmann. Die Fälle werden nun alle überprüft, mit Strafen sei zu rechnen. Auch die Eigentümer und Unterkunftsgeber werden sich verantworten müssen, kündigte er an.

Eine gehäufte Zahl an Zweitwohnsitzen wurde auch im Bezirk Liezen verzeichnet, sagt Bezirkshauptmann Christian Sulzbacher; es gab bereits mehrere Kontrollen zusammen mit der Polizei und Gesundheitsbehörden. Besonders in den Skigemeinden Schladming, Ramsau, Bad Mitterndorf, aber auch bis nach Gröbming sei die Zahl der Nebenwohnsitze gestiegen. Ein Bürgermeister berichtete Sulzbacher von 80 Zweitwohnsitzanmeldungen an nur einem Tag: „Es ist nur eine von vielen Varianten, die Covid-Bestimmungen zu umgehen.“

Ausländische Kennzeichen nicht immer ein Hinweis

Doch nicht in allen Fällen seien viele ausländische Kennzeichen bei den Fahrzeugen auch wirklich ein Hinweis auf ein Vergehen: „Wir haben Hinweise von einer Anlage mit mehreren Hütten bekommen. Tatsächlich waren dort alles Leistungssportler, die von ihren Verbänden zum Training entsendet wurden“, so Sulzbacher. Einem polnischen Ruderverband, der angeblich sein Trainingslager im Bezirk machen wollte, habe man das dagegen nicht geglaubt, denn die Enns eigne sich sicherlich nicht für Rudertraining.

Chalet zur „Verwandtenbetreuung“ angemietet

Sulzbacher kennt auch noch eine Reihe von anderen Tricks, mit denen Skigäste vor allem aus Wien, Niederösterreich und Oberösterreich anreisen und nächtigen wollen: „Da sind plötzlich viele Geschäftsreisende, die dann gleich ihre ganze Familie samt Skiausrüstung mit dabei haben, oder auch Menschen, die angeblich Verwandte betreuen müssen und sich dafür ein Chalet mieten, weil sie ja nicht dauernd bei der zu betreuenden Person sein können und auch eine Auszeit brauchen.“

Fast alle Strafbescheide beeinsprucht

Der Bezirkshauptmann kündigte weitere Kontrollen in den kommenden Wochen an und wünscht sich, „dass nur halb so viel Kreativität, wie für die Umgehung der Gesetze aufgebracht wird, für die Verhinderung einer Corona-Ansteckung eingesetzt wird“. Von den bisher ausgestellten Strafbescheiden seien übrigens so gut wie alle beeinsprucht worden – für solche Fälle soll es mittlerweile auch Spezialisten unter den Anwälten geben.

Bisher keine derartigen Anzeigen wegen Zweitwohnsitzen gab es im Bezirk Murtal, sagte Peter Plöbst von der Bezirkshauptmannschaft Murtal – allerdings habe der Bezirk auch keine so großen Skigebiete wie die benachbarten Bezirke; Kontrollen werde es dennoch in den kommenden Wochen verstärkt geben. Seitens mehrerer Behördenvertreter hieß es übrigens, dass Anmeldungen von Nebenwohnsitzen kaum verhindert werden können.