Wirtschaft

Gründerrekord trotz CoV-Krise

Das Jahr 2020 ist geprägt gewesen von der Coronavirus-Pandemie – aber trotz der schwersten Krise seit Jahrzehnten meldet die Wirtschaftskammer Steiermark für das Vorjahr einen Rekord an Firmen-Neugründungen.

Die Wirtschaftskammer Steiermark sprach am Donnerstag von einem bemerkenswerten Rekord: Noch nie zuvor machten sich so viele Menschen in der Steiermark selbstständig wie im Krisenjahr 2020.

Rekordergebnis von 2019 um 2,4 Prozent übertroffen

13,8 Prozent aller Firmen-Neugründungen entfielen im Vorjahr auf die Steiermark, die damit laut Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) auch in CoV-Zeiten unter den Top drei bei den Unternehmensgründungen in Österreich liegt: „Die Unterstützung von Gründern wird in den nächsten Monaten ein besonderer Schwerpunkt meiner politischen Arbeit sein. Denn Corona und der damit einhergehende Digitalisierungsschub wirkt als Innovationsmotor und eröffnet neue Möglichkeiten“, so Eibinger-Miedl.

Schon im Jahr 2019 meldete die Wirtschaftskammer Steiermark bei den Firmen-Neugründungen ein Rekordjahr, dieses Ergebnis wurde im Vorjahr noch übertroffen. 4.487 Neugründungen bedeuten im Vergleich zu 2019 ein Plus von 2,4 Prozent oder 104 Personen, sagte Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk: „Damit haben sich durchschnittlich zwölf Menschen pro Tag in der Steiermark selbstständig gemacht – ein Schritt, der angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen größte Hochachtung verdient.“

Selbstständigkeit als Alternative in der Krise

Für Herk ist das ein „positives Zeichen für den Gesamtstandort“, die Zahlen belegen, „dass die Selbstständigkeit auch oder gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen eine echte Alternative für die Menschen in der Steiermark ist“. Trotz erschwerter Planbarkeit hätten diese Menschen Eigenverantwortung und Eigeninitiative bewiesen, genau jene Eigenschaften, die jetzt gefordert seien, um auch wirtschaftlich wieder aus der Krise zu kommen, sagte Herk – umso wichtiger seien jetzt die gesetzten Lockerungsschritte, damit auch die Neo-Unternehmer wieder ihrem Business nachgehen können.

Mehr als 45.000 Gründungsberatungen

„Wir brauchen jetzt eine Kultur des Ermöglichens, damit die Betriebe wieder ihre Leistungen anbieten können. Das ist gerade für Neo-Unternehmer, die noch nicht lange am Markt sind, ganz essentiell, um wirtschaftlich überhaupt Fuß fassen zu können“, sagte Herk.
Im Vorfeld der Gründung wurden die angehenden Unternehmer mit einem umfassenden Serviceangebot der Wirtschaftskammer unterstützt: 45.372 Gründungsberatungen und Kontakte wurden im Vorjahr im Gründerservice oder in einer der Regionalstellen der Wirtschaftskammer Steiermark verzeichnet, darunter waren rund 6.700 umfangreiche Beratungen.

„An unseren Workshops, Gründertrainings und Sprechtagen nahmen trotz Corona insgesamt 1.408 Interessierte teil", sagte Michaela Steinwidder, Leiterin des Gründerservice in der Wirtschaftskammer Steiermark: „Der Fokus reicht hier von Themen wie Steuern und Businessplan bis hin zu Versicherungen, Gewerberecht, Rechtsformen, Buchhaltung und Kundengewinnung.“

Das Hobby wurde im Krisenjahr zum Business

Um Gründern auch in CoV-Zeiten bestmöglich unter die Arme zu greifen, stellte die Wirtschaftskammer Steiermark ein digitales Angebot für Neo-Unternehmer auf die Beine: „Da persönliche Beratungen coronabedingt oft nicht stattfinden konnten, versuchen wir auch weiterhin, Gründungswillige auf allen Kanälen zu servicieren“, so Steinwidder.

Warum die Selbstständigkeit im Krisenjahr 2020 für so viele Steirer eine Option war, erklärt die Leiterin des Gründerservice so: „Der Trend zur nebenberuflichen Tätigkeit setzt sich weiter fort, sei es, um aus dem Hobby ein kleines Business zu machen oder um aus einer gesicherten Position heraus zu gründen.“ Andere wiederum würden hauptberuflich den Schritt in die Selbstständigkeit wagen: „Natürlich gründen einige auch coronabedingt bzw. nutzten die Krise als Chance, um lang gehegte Ideen in die Tat umzusetzen“, so Steinwidder.

70 Prozent wollen eigener Chef sein

Diese Änderungen in der Arbeitswelt zeigen sich auch in der Motivumfrage der Wirtschaftskammer Steiermark, wobei die „klassischen“ Motive wieder vorherrschend waren: Für 70 Prozent war der Wunsch, der eigene Chef zu sein, am wichtigsten, für 69,2 Prozent war es ausschlaggebend, in der Zeit- und Lebensgestaltung flexibel zu sein. Als drittstärkstes Motiv erwies sich für 63,8 Prozent die Möglichkeit, die Verantwortung, die sie als Angestellter zu tragen hatten, in das eigene Unternehmen einzubringen.

Die Firmengründer werden immer jünger: Das Durchschnittsalter bei den Gründern im Bereich Einzelunternehmen ging im Vorjahr in der Steiermark von zuletzt 36,5 auf 35,3 Jahre zurück, der Bundesschnitt liegt bei 35,9 Jahren. 2,2 Prozent der Gründer von Einzelunternehmer waren unter 20 Jahre alt, weitere 26,8 Prozent waren zwischen 20 und 30 Jahren, 28,5 Prozent waren bei der Gründung zwischen 30 und 40 Jahre alt. 21,1 Prozent gründeten im Alter zwischen 40 und 50 Jahren, weitere 15,8 Prozent zwischen 50 und 60 Jahren. 5,6 Prozent der Gründungen entfielen auf Über-60-Jährige.

Gegliedert nach Rechtsformen machen die Einzelunternehmen mit einem bundesweiten Anteil von 84,6 Prozent den Großteil der Gründungen aus, gefolgt von GmbH (11,6 Prozent), OG (1,8 Prozent), KG (1,5 Prozent) und anderen Rechtsformen (0,5 Prozent).

Fast jeder zweite Firmengründer ist weiblich

In der Steiermark weist die Gründerstatistik auch für 2020 einen hohen Frauenanteil aus: Von den gegründeten Einzelunternehmen liegen 46,2 Prozent in weiblicher Hand. Im Jahr davor lag der Wert mit 47 Prozent fast gleichauf.

Ein Blick auf die Sparten zeigt auch, dass erneut die Sparte Gewerbe und Handwerk mit einem Anteil von 53 Prozent die meisten Gründungen verzeichnet, gefolgt vom Handel (23,1 Prozent) und der Sparte Information& Consulting (12,7 Prozent). Auf den Bereich Transport und Verkehr entfielen 6,4 Prozent der steirischen Gründungen, auf Tourismus und Freizeitwirtschaft 4,6 Prozent, auf die Industrie 0,3 Prozent.