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Wirtschaft

Trügerisch: Deutlich weniger Firmenpleiten

Die Zahl der Firmenpleiten in der Steiermark ist heuer im ersten Quartal stark zurückgegangen – im Vergleich zum Vorjahr um 55 Prozent. Begründet wird dies vor allem mit den laufenden CoV-Hilfen – ohne sie hätten einige Betriebe kaum noch eine Chance, hieß es.

Im Vorjahr waren um diese Zeit bereits 163 steirische Firmen insolvent – heuer sind es 73, wobei nur in 50 Fällen auch Verfahren eröffnet wurden. Rene Jonke vom KSV 1870 begründet diesen Rückgang mit den laufenden CoV-Hilfen, die einige Betriebe derzeit allerdings nur „künstlich am Leben erhalten“ würden – vor allem in stark angeschlagenen Branchen.

Rat: Sanierungsverfahren, sobald Schieflage besteht

Sobald die Hilfen wegfallen, wird es laut Jonke schlecht aussehen: „Das bedeutet, dass Unternehmen, die sich jetzt schon in einer finanziellen Schieflage befinden, eigentlich wirtschaftlich ein Sanierungsverfahren anstreben sollten, um ihr Unternehmen wieder auf Schiene bringen. Je länger sich das hinauszögert, umso geringer werden die Aktiva und Assets im Unternehmen – das heißt, wenn es dann in weiterer Folge zu einer Insolvenz kommt, gibt es de facto keine Möglichkeit mehr, das Unternehmen zu sanieren. Es bleibt dann eigentlich nur mehr die Folge, dass das Unternehmen geschlossen wird, verwertet, liquidiert und letztlich kein Fortbestand gegeben ist.“

Auch der positive Effekt, dass es heuer rund 600 weniger Dienstnehmer als noch im Vorjahr getroffen hat, ist laut Jonke daher nur ein kurzfristiger.

Die meisten Anträge aus der Bauwirtschaft

Die bisher größten Insolvenzen betrafen heuer einen Grazer Unternehmensberater und die Forschungsgesellschaft Mobilität mit jeweils mehr als vier Millionen Euro an Passiva. Die meisten Anträge kamen aus der Bauwirtschaft, gefolgt von Unternehmensbezogenen Dienstleistungen und dem Gastgewerbe.

Insolvenzen könnten sich über Jahre verteilen

Jonke geht davon aus, dass die Zahl der Firmenpleiten erst im Herbst wieder steigen wird. Mit einer echten Pleitewelle rechne man dann aber nicht – wahrscheinlicher sei, dass sich die Insolvenzen über die nächsten Jahre verteilen, so Jonke.