AstraZeneca-Impfstoff
AP/PA/Russell Cheyne
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Coronavirus

AstraZeneca-Impfung: Tausende Abmeldungen

Nach der EMA-Empfehlung hält auch Österreich weiter am CoV-Impfstoff von AstraZeneca fest, das gilt auch für die Steiermark. Die Verunsicherung wurde dadurch aber nicht kleiner: So gibt es bei den Impfterminen viele Abmeldungen.

Das Nationale Impfgremium (NIG) sprach sich Mittwochabend nach der positiven Einschätzung des Impfstoffs von AstraZeneca durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) für eine unveränderte Weiterführung des österreichischen Impfprogramms aus. Andere Staaten schränkten die Verteilung trotz des EMA-Entscheids für Jüngere aber ein, etwa Italien und Belgien – mehr dazu in Österreich bleibt bei Impfprogramm (news.ORF.at).

Große Verunsicherung

Die Verunsicherung der Menschen ist dementsprechend groß – das bestätigt indirekt auch der steirische Impfkoordinator Michael Koren: Demnach melden sich sehr viele, die schon einen Impftermin mit AstraZeneca bekommen haben, von diesem Termin wieder ab.

„Von den in dieser Woche impfwilligen 5.000 haben rund 1.700 den Impftermin nicht wahrgenommen. Nächste Woche gibt es 25.000 Impfungen mit AstraZeneca, davon haben sich schon 3.700 abgemeldet und wollen den Impftermin nicht wahrnehmen“, so Koren. Die, die sich abgemeldet haben, bleiben aber weiterhin in der Impfdatenbank des Landes und werden zu einem späteren Termin wieder eingeladen – in der Hoffnung, dann vielleicht einen anderen Impfstoff zu erhalten.

Auch Wien verzeichnet derzeit rund zehn Prozent Absagen bei den Impfterminen, auch aufgrund von Terminkollisionen – mehr dazu in Weniger Patienten und kein AstraZeneca-Impfstoff (wien.ORF.at).

Infektiologe: Nutzen weit höher als Risiken

Der Grazer Infektiologe Bernhard Haas rät, sich auch mit dem Impfstoff von AstraZeneca impfen zu lassen und verweist dabei auf die Infektionszahlen im jeweiligen Land: In Dänemark etwa, wo es vergleichsweise niedrige Inzidenzen gibt und das Risiko einer CoV-Ansteckung geringer ist, sei eine Impfung momentan nicht so dringend notwendig wie in Österreich, wo sowohl die Sieben-Tage-Inzidenz als auch der Reproduktionsfaktor deutlich höher liegen.

Hierzulande können sich also sehr viele Menschen anstecken – deshalb sieht Bernhard Haas den Nutzen, sich mit AstraZeneca impfen zu lassen, als deutlich höher an als das Risiko von Nebenwirkungen, die durch den Impfstoff entstehen können. „Der Impfstoff an sich ist nicht gefährlich. Was wir in den vergangenen Wochen gesehen haben, sind Nebenwirkungen, die wirklich sehr selten sind“, so Haas.

„Mit dem Vertrauensarzt sprechen“

Wichtig sei es, den Menschen, bestenfalls in Einzelgesprächen nachvollziehbar zu erklären, welche Risiken es für den einzelnen bei einer CoV-Erkrankung bzw. bei einer Impfung mit AstraZeneca geben könnte, sagt Bernhard Haas: „Ich würde in diesem Fall das Gespräch mit dem niedergelassenen Arzt, dem Vertrauensarzt suchen, das ist ganz wichtig, damit man mit diesem Arzt zusammen einen Weg findet, was für einen in diesem Moment das Beste ist.“

Infektiologe Bernhard Haas geht auch davon aus, dass die Europäische Arzneimittelbehörde in den nächsten Wochen neuerlich Stellung zu AstraZeneca beziehen und Daten nachreichen wird – momentan würden noch keine Zahlen in ausreichender Genauigkeit vorliegen, die zeigen, wie groß der Anteil von jüngeren Frauen im Vergleich zu jüngeren Männern tatsächlich ist, die die AstraZeneca-Impfung erhalten haben – bei Frauen tauchten ja häufiger Thrombose-Fälle nach der Impfung auf. Würden Frauen im Vergleich zu Männern überproportional oft mit AstraZeneca geimpft, könne man eine genaue Risikorechnung erstellen.

AstraZeneca kann nicht liefern

Unterdessen kann der schwedisch-britische Hersteller aber einmal mehr nicht liefern, was vereinbart war: Statt diese Woche 5.090 Ampullen nach Österreich zu bringen, kommt nun nur rund die Hälfte – und zwar eine Woche später – mehr dazu in Diese Woche kompletter Lieferausfall (news.ORF.at). In der Steiermark sind allerdings keine Absagen von geplanten Impfterminen nötig – man habe „Puffer“ und könne daher alle bisher ausgeschickten Termine einhalten.