Das Atomkraftwerk von Tschernobyl – 35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe
APA/AFP/GENYA SAVILOV
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Chronik

Tschernobyl: Steiermark immer noch belastet

Vor 35 Jahren ist im Atomkraftwerk in Tschernobyl in der heutigen Ukraine ein Atomreaktor explodiert, eine der größten Umweltkatastrophen der Geschichte war die Folge. Die Folgen sind immer noch spürbar – auch in der Steiermark.

Vor 35 Jahren kam es im Atomkraftwerk von Tschernobyl zum bisher schwersten Unfall in der Geschichte der Kernenergie: Um 1.23 Uhr explodierte einer der vier Reaktorblöcke und schleuderte radioaktives Material in die Atmosphäre. Große Teile Russlands, Weißrusslands und der Ukraine wurden verseucht, weite Landstriche rund um Tschernobyl sind bis heute unbewohnbar.

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Der zerstörte Reaktor, wenige Tage nach der Katastrophe
APA/AFP/VLADIMIR REPIK
Der zerstörte Reaktor, wenige Tage nach der Katastrophe
Der zerstörte Reaktor, wenige Tage nach der Katastrophe
APA/AFP/VLADIMIR REPIK
Der zerstörte Reaktor, wenige Tage nach der Katastrophe
Luftaufnahme des zerstörten Reaktorblocks.
APA/DPA
Luftaufnahme des zerstörten Reaktorblocks.
Der explodierte Reaktor im August 1986
APA/AFP/ZUFAROV
Der explodierte Reaktor im August 1986
Spezialeinheiten messen im Mai 1986 auf einem Feld innerhalb der Sicherheitszone die Radioaktivität. Nach dem Unfall wurden 5.000 Qudadratkilometer rund um Tschernobyl und im nahen Weißrussland gesperrt.
APA/DPA
Spezialeinheiten messen im Mai 1986 auf einem Feld innerhalb der Sicherheitszone die Radioaktivität. Nach dem Unfall wurden 5.000 Qudadratkilometer rund um Tschernobyl und im nahen Weißrussland gesperrt.
Die Aufräumarbeiten nach dem Unglück waren zu einem sehr großen Anteil reine Handarbeit. Nach Schätzungen wurden rund 600.000 Menschen einer starken Strahlenbelastung ausgesetzt, unter den Bergungsmannschaften gab es bis 1995 etwa 6000 Tote.
APA/DPA
Die Aufräumarbeiten nach dem Unglück waren zu einem sehr großen Anteil reine Handarbeit. Nach Schätzungen wurden rund 600.000 Menschen einer starken Strahlenbelastung ausgesetzt, unter den Bergungsmannschaften gab es bis 1995 etwa 6000 Tote.
Das Atomkraftwerk von Tschernobyl, etwa zehn Jahre nach dem Unfall.
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Das Atomkraftwerk von Tschernobyl, etwa zehn Jahre nach dem Unfall.
Blick von Pripyat aus auf den vierten Reaktorblock des Atomkraftwerkes Tschernobyl, aufgenommen im März 2011.
APA/HELMUT FOHRINGER
Blick von Pripyat aus auf den vierten Reaktorblock des Atomkraftwerkes Tschernobyl, aufgenommen im März 2011.
Blick auf das Riesenrad von Pripyat, aufgenommen vor zehn Jahren im März 2011.
APA/HELMUT FOHRINGER
Blick auf das Riesenrad von Pripyat, aufgenommen vor zehn Jahren im März 2011.
Pripyat im März 2011.
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Pripyat im März 2011.
Impression aus der ehemaligen Schule von Pripyat, aufgenommen im März 2011.
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Impression aus der ehemaligen Schule von Pripyat, aufgenommen im März 2011.
Impression aus Pripyat, aufgenommen im März 2011.
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Impression aus Pripyat, aufgenommen im März 2011.
Impression aus dem ehemaligen Kindergarten der Geisterstadt Pripyat, aufgenommen im März 2011.
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Impression aus dem ehemaligen Kindergarten in Pripyat, aufgenommen im März 2011.
Ein vor 35 Jahren verlassenes Gebäude der Geisterstadt Pripyat.
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Ein vor 35 Jahren verlassenes Gebäude in Pripyat.
Pribyat ist heute eine Geisterstadt.
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Pribyat ist heute eine Geisterstadt.
Blick in das ehemalige Theater der Geisterstadt Pripyat.
APA/HELMUT FOHRINGER
Blick in das ehemalige Theater von Pripyat.
Impression aus der ehemaligen Turnhalle von Pribyat. Mittlerweile hat sich die Geisterstadt zu einer Art Touristenattraktion entwickelt.
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Impression aus der ehemaligen Turnhalle von Pribyat. Mittlerweile hat sich die Geisterstadt zu einer Art Touristenattraktion entwickelt.
Das Atomkraftwerk von Tschernobyl – 35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe
APA/AFP/GENYA SAVILOV
Das Atomkraftwerk von Tschernobyl – 35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe

Die radioaktive Wolke zog bis nach Mitteleuropa und verstörte auch in der Steiermark die Menschen: Kinder durften nicht im Freien spielen, es gab ein Weideverbot für Tiere, und auch vor dem Verzehr von Schwammerln wurde gewarnt.

Nachweisbar heißt nicht gesundheitsgefährdend

35 Jahre später ist etwas weniger als die Hälfte des radioaktiven Materials in den Waldböden abgebaut, Cäsium-137 ist aber immer noch messbar, sagt Ewald Plantosar, der Strahlenschutzbeauftragte des Landes Steiermark: „In Schwammerl ist es noch nachweisbar und auch in Wildfleisch – nachweisbar heißt aber nicht automatisch gesundheitsgefährdend: Wenn man einen normalen Konsum von Lebensmitteln hat – man ernährt sich ja nicht ausschließlich von Schwammerln – ist eine gesundheitliche Gefährdung nicht da.“

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Bodenbelastung durch Cäsium-137 bezogen auf 1. Mai 2021
BORIS Datenbank / Umweltbundesamt
Bodenbelastung durch Cäsium-137 bezogen auf 1. Mai 1986
BORIS Datenbank / Umweltbundesamt

Wiederholung in Krsko „äußerst unwahrscheinlich“

Dass sich ein Super-GAU dieses Ausmaßes im slowenischen AKW Krsko – wo derzeit die Betriebsverlängerung geprüft wird – wiederholen könnte, hält Plantosar für höchst unwahrscheinlich: „Dieses Szenario ist aufgrund der Konstruktion, des Baus äußerst unwahrscheinlich. Diese plötzliche Explosion und die Freilegung des Kerns, das die Biosphäre direkt in den Reaktorkern reinschaut quasi, das ist äußerst, äußerst unwahrscheinlich. Das hat sich in Tschernobyl ergeben aufgrund der Konstruktionsweise und vieler fataler Fehler.“

35 Jahre Tschernobyl

Vor 35 Jahren ist im Atomkraftwerk in Tschernobyl in der heutigen Ukraine ein Atomreaktor explodiert. Auch heute noch sind die Böden in der Steiermark belastet, und auch Radioaktivität, die auf die Katastrophe zurückzuführen ist, ist immer noch nachweisbar.

Die österreichische Bundesregierung setzt sich gegen eine Betriebsverlängerung des AKW Krsko nach 2023 ein; vorerst gibt es zumindest ein bilaterales Abkommen, wonach Zwischenfälle frühzeitig Österreich gemeldet werden, etwa zuletzt, wenn aufgrund eines Erdbebens ein Reaktor abgeschaltet wird.

Im Fall des Falles: Experte schließt Evakuierungen aus

Auch bei einem schweren Zwischenfall wäre somit Zeit, um Vorkehrungen zu treffen, erklärt Ewald Plantosar: „Auch in Fukoshima war die Radioaktivität nicht sofort da, es hat sich aufgebaut. Die Radioaktivität – sollte es wirklich zu einem schweren Zwischenfall kommen – ist nicht automatisch in der Luftströmung, die eventuell nach Österreich zieht – sondern das baut sich auf, und man rechnet, dass sich das Stunden und Tage hinentwickelt. “

Dann würde der Strahlenalarmplan des Landes Steiermark wirksam werden: Evakuierungen in den südlichen Landesteilen schließt der Experte aus – die dafür notwendigen Schwellenwerte würden auch bei Worst-Case-Szenarien aufgrund der Entfernung nicht erreicht werden.

Katastrophe jährt sich zum 35. Mal

Die Ukraine gedenkt am Montag der Opfer der verheerenden Explosion im damals noch sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl am 26. April 1986, größere Veranstaltungen zum 35. Jahrestag sind wegen der Pandemie aber nicht geplant.

Das Unglück gilt als die größte Atomkatastrophe der zivilen Nutzung der Kernkraft. Es gab Tausende Tote und Verletzte. Landstriche um die Atomruine wurden gesperrt. Ungeachtet dessen war eine Abkehr von der Atomenergie aber weder in der Ukraine noch im Nachbarland Russland je ein größeres Thema. Heute organisieren Reiseanbieter Touren in die Sperrzone. Immer wieder sorgen dort auch Wald- und Flächenbrände für Aufsehen, bei denen radioaktive Teilchen aus dem Boden wieder aufgewirbelt werden. Die Ukraine will das Gebiet zunehmend wirtschaftlich nutzen. Im Juli soll dort ein Atommüllzwischenlager in Betrieb gehen.