Bienen arbeiten auf ihren Wabene
APA/dpa-Zentralbild/Jens Kalaene
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Wissenschaft

Studie: So wappnen sich Bienen gegen Pestizide

Bienen benötigen Nektar und Pollen als Futter. Wie sich Pestizide auf ihre Mobilität und Nahrungswahl auswirken, untersuchten nun Grazer Biologen – und wie sich dabei zeigte, beeinflusst das Neonicotinoid Thiacloprid die Futterauswahl signifikant.

In den vergangenen Jahren wurden weltweit Bienenverluste verzeichnet: Die Zunahme von Monokulturen und damit die geringere Verfügbarkeit einer ausgewogenen Ernährung zählen mit zu den zentralen Ursachen. Eine schlechte Ernährung kann sich sowohl auf die Lebensdauer als auch auf die Widerstandsfähigkeit gegen potenzielle Krankheitserreger und Stressfaktoren auswirken.

Zusammenspiel von Neonicotinoid und Ernährung

Die weltweit am häufigsten verwendeten Insektizide sind Neonicotinoide, die in allen Teilen der Pflanzen landen – einschließlich Pollen und Nektar. Das bedeutet aber auch, dass Bienen den neurotoxischen Verbindungen ausgesetzt sind: Wissenschaftler aus Graz, Oulu und Helsinki in Finnland untersuchten nun, wie die Exposition mit dem Neonicotinoid Thiacloprid und Ernährung zusammenspielen.

Das Insektizid Thiacloprid, dessen Einfluss auf die Bienen das Forschungsteam untersuchte, ist zumindest in der EU seit dem Vorjahr nicht mehr zugelassen. „Es ist aber nur ein Gift aus der großen Klasse der Neonicotinoide und wird nach wie vor weltweit eingesetzt“, sagt Dalial Freitak vom Institut für Biologie der Universität Graz.

Ihr Team fütterte mehrere Bienenstöcke mit verschiedenen Nahrungsquellen und setzte die Bienen anschließend subletalen Dosen von Thiacloprid aus; danach wurden drei verschiedene Arten von Honig und Pollen in getrennten Auswahltests angeboten und das Verhalten der Bienen gegenüber Lebensmitteln aufgezeichnet. Es zeigte sich, dass die Pestizidbehandlung einen signifikanten Einfluss auf die Nahrungswahl hatte.

Bienen bevorzugen nährstoffreichen Honig

Zur Auswahl standen 70-prozentige Zuckerlösung, sortenreiner Honig (monofloral) und Mischhonig (polyfloral) sowie in einem weiteren Durchgang unterschiedliche Pollen. Jene Honigbienen, die nicht mit dem Pestizid in Kontakt gekommen waren, wählten stärker sortenreinen Honig; Bienen, die mit dem Pestizid behandelt wurden, bevorzugten jedoch – egal, was sie zuvor gegessen haben – eindeutig den polyfloralen Honig – und somit eine ausgewogenere und abwechslungsreichere Ernährung. „Vermutlich, weil er nährstoffreicher ist und eine stärkere Immunkompetenz und allgemeine Fitness ermöglicht“, vermuten die Wissenschaftler. Rasant zunehmende Monokulturen dürften es den Bienen also nicht leichter machen, die eigenen Abwehrkräfte zu stärken.

Auch als die Bienen zwischen polyfloralen, monofloralen Pollen oder einer Zucker-Lösung wählen konnten, entschieden sich sowohl die behandelten als auch die unbehandelten Bienen für die polyfloralen Pollen. „Sie scheinen komplexere Lebensmittel zu bevorzugen, unabhängig davon, was sie zuvor hatten, wahrscheinlich aufgrund evolutionärer Anpassungen“, erwogen die Autoren. Frühere Studien hätten auch schon gezeigt, dass der Verzehr von Pollen mit hoher Diversität (polyfloraler Pollen) die Toleranz gegenüber Pestiziden verstärkt, unzureichende Versorgung aber die Stressresistenz verringert, so die Wissenschaftler.

„Neuartiges Ergebnis“

In Bezug auf die Mobilität hing die Wirkung von Pestiziden von der vorherigen Nahrungsquelle ab: Es zeigte sich, dass die Pestizidbehandlung zu einer geringeren Mobilität der Bienen führte, die zuvor mit monofloralem Honig gefüttert wurden, Bienen, die eine Zuckerlösung bekamen, waren mobiler. „Dies ist ein neuartiges Ergebnis und muss weiter untersucht werden“, hielten die Autoren in der Studie fest.