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Umwelt

Pool-Boom macht Wasserversorgern Kopfzerbrechen

Das Näherrücken des Sommers und der Boom im Poolbau machen den steirischen Wasserversorgern Kopfzerbrechen – und sie appellieren an die Poolbesitzer. Das Land Steiermark hat außerdem eine eigene Pool-Infobroschüre herausgebracht.

Es gebe in Österreich rund 150.000 Pools größeren Ausmaßes, so der für die Wasserwirtschaft zuständige Landesrat Hans Seitinger (ÖVP) am Dienstag – für die Steiermark lägen keine genauen Zahlen vor, aber auf das Land heruntergebrochen dürfte es sich um etwa 20 Prozent der bundesweiten Zahl handeln, also rund 30.000 Pools.

„Gigantische Wassermengen“

Die Füllmenge belaufe sich geschätzt auf 40.000 bis 70.000 Liter pro Becken – das ergibt einen Jahresbedarf in der Steiermark an Trinkwasser – bei einer 40.000-Liter-Befüllung – von rund 1,2 Milliarden Liter. Seitinger sprach von „gigantischen Mengen“, da ja auch noch viele kleinere Aufstellpools – erworben etwa in Baumärkten – hinzukämen. Ein Pool alleine nehme den Jahreswasserbedarf eines Menschen auf.

Seitinger rief dazu auf, Bewusstsein für den Füllzeitpunkt, die Wassermenge und die zur Reinigung verwendeten Chemikalien zu entwickeln. Ein weiterer wichtiger Punkt sei Achtsamkeit von Erziehungsberechtigten: „Es ist traurig, es zu sagen, aber das Ertrinken in Pools ist bei Kindern die häufigste Todesursache. Es kommen dabei rund 60 Kinder im Jahr ums Leben“, so Seitinger.

In der Nacht und über die Hauswasserleitung befüllen

Dietmar Luttenberger, Geschäftsführer des Wasserverbandes Grazerfeld Südost, rief dazu auf, den Pool nur in den Nachtstunden und über die Hauswasserleitung zu befüllen – wenn alle Poolbesitzer in der gleichen Zeitspanne voll laufen ließen, könne dies die Versorgung beeinträchtigen. „Wir haben zwar um diese Zeit alle Hochspeicher auf Höchststand und alle Anlagen und Filter extra überprüft, aber man sollte sich mit dem Wasserversorger absprechen“, so Luttenberger.

Die Steiermark sei zwar ein wasserreiches Land, aber trotz Ringleitungen könne es zu Versorgungsschwierigkeiten kommen. Seitinger ergänzte, dass der April heuer zu trocken gewesen sei: „Es ist zu wenig Wasser im Quellbereich und in den Böden.“ Hydranten seien ausdrücklich für Löschwasser gedacht, auch Befüllungen durch die Feuerwehr sollten unterbleiben.

Auf bestimmte Chemikalien verzichten

Daniela List von Ecoversum – Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften empfahl den Verzicht auf gewisse Chemikalien: Der Schmutzeintrag etwa von Laub sollte mittels Abfischen mit Kescher verhindert werden. Die Filteranlage müsste so dimensioniert sein, dass das gesamte Wasser mindestens zweimal täglich umgewälzt wird. Allerdings: „Viele schalten den Filter ab, wenn sie auf Urlaub fahren oder Schlechtwetter herrscht“, so List. Es empfehle sich, die Anlage laufen zu lassen.

Die Desinfektion sollte vorzugsweise mit Chlor in richtiger Dosierung erfolgen, von alternativen Methoden wie den Einsatz von Kupfer- und Ammoniumsulfaten rate sie ab: „Das sind Umweltgifte und nicht abbaubar“, so List. Wasser aus dem Rückspülen des Filters sollte über die Kanalisation entsorgt werden, Kläranlagen kämen damit zurecht. Das Beckenwasser kann im Herbst breitflächig auf eigenem Grund verteilt werden, wenn der gemessene Chlorgehalt unter 0,05 Milligramm pro Liter liege.

Info-Broschüre hilft weiter

Eine neue Info-Broschüre mit dem Titel „Nasses Vergnügen mit Verantwortung“, herausgegeben vom Land Steiermark, informiert umfassend – erhältlich ist sie bei den Gemeinden sowie hier als Download.