Häusliche Gewalt
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Chronik

Ambulanz für Gewaltopfer in Graz

Nach nur einer von neun Anzeigen wegen Vergewaltigung komme es in Österreich zu einer Verurteilung, meist weil Beweise fehlen. In Graz gibt es die einzige rechtsmedizinische Ambulanz, wo Beweise dokumentiert werden.

Die klinisch forensische Untersuchungsstelle an der Gerichtsmedizin in Graz ist die einzige Einrichtung in Österreich, wo sich Opfer von Gewalt hinwenden können, um ihre Verletzungen dokumentieren zu lassen.

Selbstgemachte Fotos oder auch Fotos, die eventuell bei der Polizei gemacht wurden, sind oft als Beweise unbrauchbar, sagt die Gerichtsmedizinerin Alexandra Meierhofer von der klinisch forensischen Untersuchungsstelle in Graz, „weil ein selbstgemachtes Foto einer Betroffenen oft nicht die Aussagekraft hat – es ist oft nicht erkennbar, welche Körperstelle es ist oder wie groß es ist“.

Beweise von Gerichtsmedizinern offiziell anerkannt

2019 gab es etwas mehr als 900 Anzeigen wegen Vergewaltigung, verurteilt wurden nicht einmal 100 Straftäter. Verfahren werden eingestellt, wenn Aussage gegen Aussage steht und die Beweise fehlen, also Verletzungen nicht oder nur schlecht dokumentiert werden.

Solche Dokumentationen müssen aber auch vor Gericht standhalten, und das können Hausärzte meist nicht leisten, sagt Maierhofer, „weil aus medizinischer Sicht nur die Gerichtsmedizin im Stande ist, solche Befunde zu erheben und auch einen Beitrag leiste, dass solche Gewaltdelikte aufgeklärt werden. Weil wir selbstverständlich vollkommen anders untersuchen als ein Hausarzt. Wir nehmen die Befunde auf, wir sichern die Beweise und interpretieren auch fachgerecht diese Befunde.“

Finanzielle Mittel fehlen

In Österreich gebe es zu wenige Gerichtsmediziner – da sei man Schlusslicht, sagt Meierhofer, „gerade was Gewaltprävention und forensische Gerichtsmedizin betrifft“. Alexandra Meierhofer selbst hat ihre Ausbildung in Deutschland und der Schweiz absolviert – dort sei die Gerichtsmedizin viel besser in die Gewaltprävention integriert; in Österreich fehlen die finanziellen Mittel.