Recreation Chefdirigentin Mei-Ann Chen
Rosalie O’Connor Photography / Recreation
Rosalie O’Connor Photography / Recreation
Kultur

Recreation: Neue Chefdirigentin und Doppelkonzerte

„Im Einklang Richtung Zukunft“ lautet das Motto des Großen Orchesters recreation, das am Dienstag das aktuelle Programm und auch eine neue Chefdirigentin präsentiert hat: Mei-Ann Chen wird das Orchester zumindest für fünf Jahre leiten.

Für ihre erste Saison als Chefdirigentin – seit zwei Jahren ist sie bereits erste Gastdirigentin des Orchesters – kündigt sich für die Amerikanerin gleich ein Highlight an, wenn sie die „Jupitersymphonie“ aufführt: „Es ist so eine große Ehre, in Österreich Mozart zu dirigieren“, sagt sie im Gespräch mit der APA und freut sich auch auf das geplante Grazer Richard-Wagner-Projekt, den „Ring ohne Worte“; mit dem Tripel-Konzert von Ivan Eröd wird sie auch das Werk eines stark mit Graz verbundenen Komponisten aufführen.

Viel Jugendarbeit geplant

Ab kommendem Jahr möchte sie dann intensiv mit dem neuen Jugend-Orchester der styriarte arbeiten, wie ihr überhaupt die Jugendarbeit am Herzen liegt: „Ich habe das älteste Jugendorchester Amerikas, das Portland Youth Philharmonic, geleitet und mache ständig etwas mit jungen Musikern. Im Sommer gebe ich mein Debüt mit dem Carnegie NYO2-Orchester und 2021 mit der Jungen Philharmonie in Oslo.“

Ein weiteres Anliegen ist Chen die Förderung der Werke weiblicher Komponisten – als Beispiel nennt sie die weitgehend in Vergessenheit geratene Johanna Müller-Hermann (1868-1941), deren „Heroische Ouvertüre“ eigentlich schon vor der Pandemie im Programm der styriarte geplant war, und von der Chen hofft, sie nun aufführen zu können. Und sie ergänzt: „Vielleicht gibt es ja auch zeitgenössische Komponistinnen in Graz und in Österreich, die ich fördern kann.“

„Dinge, die über das Gewöhnliche hinausgehen“

In Bezug auf ihre musikalischen Vorlieben sieht sie sich als vielseitig: „Ich habe in Chicago den Ruf, Dinge zu tun, die ein bisschen über das Gewöhnliche hinausgehen“. Als Beispiel nennt sie den Einsatz eines Gospelchors in einer von ihr geleiteten Aufführung von Antonin Dvoraks 9. Symphonie „Aus der Neuen Welt“. Sie hoffe, dass es ihr gelingen werde, auch das Grazer Publikum „ein bisschen aus der Komfortzone“ zu locken.

„Klang wie Sachertorte“

Voller Lob ist sie für den Klangkörper der styriarte: „In Österreich hat man so ein Gespür für die Phrasierung. Ich komme zur styriarte, und sie schenken mir so einen schönen Klang. Es ist ein Genuss. Ich vergleiche das immer mit etwas, das ich an Österreich besonders mag, der Sachertorte. Es schmilzt am Gaumen, es ist süß, und man balanciert es mit starkem Kaffee aus.“

Weiterhin Doppelkonzerte

Gespielt wird coronabedingt weiterhin mit zwei Konzerten pro Termin und ohne Pause, eines um 18.00 und eines um 20.00 Uhr. Neu sind Konzerte am Sonntag um 16.00 und um 18.00 Uhr, „um Menschen, die gern ohne Alltagsstress oder sehr früh ins Konzert gehen, die Oma und Opa oder Enkel mitnehmen wollen, ein probates Angebot anzubieten“, hieß es.

Corona bedingt kleines Publikum auf halb leeren Rängen
APA/Karin Zehetleitner

Michael Hofstetter ist wieder zu Gast und leitet Mendelssohns „Schottische“, die von Camille Saint-Saens Cellokonzert Nr. 1 eingeleitet wird. Schlicht „Unvollendete“ nennt sich der Abend, bei dem Andreas Stoehr am Pult stehen wird: Gespielt wird neben Schuberts „Unvollendeter“ Mozarts Ouvertüre zur „Zauberflöte“ und Max Bruchs Violinkonzert. Musik von Beethoven steht auf dem Programm, wenn Markus Schirmer das Klavierkonzert Nr. 4 des Komponisten ertönen lässt, Dirigentin ist dabei Glass Marcano.

Stimmungsvoll wird es im Dezember, wenn Musik von Tschaikowsky erklingen wird: Die „Nussknacker-Suite“ und das Erste Klavierkonzert sind geplant, dirigieren wird Jiri Rozen. Ebenfalls für Adventstimmung sorgt Bachs „Weihnachtsoratorium“, dessen Teile vier bis sechs vom Orchester Recreation Barock ausgeführt werden. Diese Formation ist noch mit drei weiteren Programmen zu hören, unter anderem mit Werken von Vivaldi, Bach und Händel. Gespielt werden diese Konzerte im frisch renovierten Minoritensaal, auch hier alles fußfrei und ohne Pause.