Kind schreibt in Schulheft
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Bildung

Mittelschule probt flexiblen Unterricht

Eine Klasse mit Schülern, die unterschiedlich alt sind, auf verschiedenen Niveaus arbeiten und sich mit unterschiedlichen Themen beschäftigen: Das gibt es in den sogenannten Flexi-Klassen an der Praxismittelschule der Pädagogischen Hochschule Steiermark.

Deutsch, Mathematik und Englisch werden in diesem System in der ersten und zweiten Klasse unterrichtet – begabte Schüler sollen so gefordert, langsamere Schüler gezielt gefördert werden. Eine Schulstunde in einer sogenannten Flexi-Klasse fällt dadurch alles andere als gewöhnlich aus, schildert Schülerin Lea Poldrac: „Ich arbeite an den Brüchen, die Nora arbeitet an Statistiken, der Valentin arbeitet an Gleichungen – alles unterschiedlich.“

Ziele im individuellen Tempo erreichen

Jedes Kind befasst sich einerseits mit einem eigenen Thema, andererseits sind die Schüler unterschiedlichen Alters – möglich macht dies ein Modulsystem, sagt Laura Bergmann von der Praxismittelschule Pädagogischen Hochschule Steiermark: „Der gesamte Stoff ist in Module aufgeteilt, und das Ziel ist, dass jeder Schüler das Modul wirklich auf einem guten Niveau abschließt. Manche Schüler brauchen dafür kürzer und manche länger.“

Wie das in der Praxis ausschaut, erklärt der Schüler Valentin Kitzberger: „Wenn man fertig ist, dann gibt es immer so Extra-Aufgaben, und wenn man länger braucht, bekommt man von den Lehrern auch Hilfe, damit man es vielleicht auch schneller schafft.“ Ziel ist es, dass die Schüler in ihrem individuellen Tempo arbeiten können.

Mehraufwand für Lehrende

Das Modulsystem bedeutet aber auch einen großen Aufwand für die Lehrenden, sagt Bergmann: „Meine Planung besteht darin, dass ich schaue, welcher Schüler steht wo, wer braucht jetzt gerade was.“

Aber auch für die Kinder ist das System eine organisatorische Herausforderung, da sie sich selbst um ihre Modul-Abschlüsse kümmern müssen, wenn sie dazu bereit sind. „Manchmal sind mehrere Termine an einem Tag, und dann ist es schwer, den Überblick über alle Fächer zu behalten. Aber wenn man einen Kalender hat und es gut regelt, schafft man das“, sagt Lea Poldrac.

Schüler aus „Flexi-Klassen“ erzielen bessere Leistungen

Seit fünfeinhalb Jahren werden die sogenannten Flexi-Klassen in der 5. und 6. Schulstufe an der Praxis-Mittelschule der Pädagogischen Hochschule Steiermark nun bereits erprobt und wissenschaftlich erforscht, sagt die Direktorin Andrea Wagner: „Sie schneiden in den verschiedenen Testungen sehr gut ab. Man sieht auch objektiv, dass sie bessere Leistungen erzielen als, sage ich einmal, der österreichische Durchschnitt.“

Man würde mit diesem Modulsystem außerdem erreichen, dass mehr Schüler als in einem normalen Schulsystem selbst entscheiden können, ob sie eine Lehre machen wollen oder in eine weiterführende Schule gehen – möglich ist für sie beides, so Bergmann.