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APA/Helmut Fohringer
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Soziales

Parallelgesellschaft: Graz bekommt Fachstelle

Die Stadt Graz richtet eine eigene Fach- und Präventionsstelle gegen sogenannte Parallelgesellschaften ein. Die Einrichtung „Gegenlicht“ soll extremistischen und radikalen Tendenzen den Nährboden entziehen, heißt es seitens der Initiatoren.

Parallelstrukturen würden immer mehr ein Problem darstellen – vor allem dann, wenn ein Abkapseln passiere und gesonderte Bezugssysteme entstehen, sagte der Grazer Integrationsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) bei der Vorstellung der Fach- und Präventionsstelle „Gegenlicht“ am Donnerstag.

Parallelstrukturen als Nährboden für Radikalismus

„Man kann sich das so vorstellen, wenn ein Verein ein All-inclusive-Angebot bereitstellt, vom Versicherungsvertreter, über Bildungsangebote, zum ärztlichen Dienst, wenn sich Mitglieder gar nicht mehr in die restliche Gesellschaft begeben müssen und alles an Ort und Stelle bekommen. Das ist deshalb gefährlich, weil hier der Nährboden für Radikalismus aufbereitet wird“, so Hohensinner.

Man wolle vor allem vorbeugend arbeiten, damit es gar nicht zu Parallelstrukturen kommt, so Hohensinner. Nicht verurteilen und Schuldige suchen, sondern beim Einstieg in die Gesellschaft unterstützen, nennt auch der ehemalige Grazer Stadtrat Werner Miedl als Intention.

Präventions- und Vertrauensarbeit

Miedl wird die Fachstelle leiten, sie ist bei dem von ihm initiierten Verein „Sicher Leben“ in Graz angesiedelt. „Gegenlicht“ soll breit aufgestellt sein – Parallelgesellschaften gebe es in vielen Bereichen, so Miedl: „Wir haben es unter den Religionen, nicht nur beim Islam, sondern auch christliche Religionen sind da oder dort anfällig für extremistisches Verhalten.“

In Bezug auf den Islam seien besonders salafistische Strömungen in Graz spürbar „und ganz stark die Muslimbruderschaft, gepaart mit Millî Görüş-Bewegung, die uns Sorgen macht, und von dort wollen wir die Menschen abholen und ihnen eine Chance geben, in die Mehrheitsgesellschaft einzutreten, und das geht in erster Linie über Vertrauenserwerb und das Gespräch“, betonte Miedl.

Auch neue Bewegungen im Fokus

Man wolle konkret in Schulen unterstützend wirken, aber auch bei Konflikten in Krankenhäusern oder bei Behörden, so Miedl. Auch ganz neue Bewegungen wie Corona-Leugner oder Staatsverweigerer wolle man im Fokus haben, heißt es.

Offizieller Startschuss ist am 1. Juli – bei einer Fachtagung werden sich nationale und internationale Experten zum Thema Parallelgesellschaften austauschen. Unter der Notrufnummer 0677- 64 133 444 kann man sich bei Bedarf an die Präventionsstelle wenden.