Alena Strauß ist zweifache Mutter. Die CoV-Zeit hat ihre Töchter im Alter von elf und 16 Jahren belastet, und sie wollte für die beiden professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, bekam aber keine: „Ich habe dann verschiedene Kinder- und Jugendpsychologen angeschrieben, durchtelefoniert – und es war mir nicht möglich, einen Platz zu finden: Sie seien voll, es gebe keine freien Kapazitäten.“
Anfragenrekord bei Kinder- und Jugendanwaltschaft
Nicht nur bei Familie Strauß hat die Pandemie Spuren auf jungen Seelen hinterlassen: Die steirische Kinder-und Jugendanwaltschaft verzeichnet einen traurigen Rekord an Anfragen.
Forderung nach Psychotherapie auf Krankenschein
Die Corona-Pandemie hinterlässt ihre Spuren bei uns allen. Sowohl Erwachsene als auch Jugendliche und Kinder haben mit psychischen Problemen zu kämpfen. Da auch Suizidversuche zunehmen, fordern Fachleute einmal mehr Psychotherapie auf Krankenschein.
Die Nachfrage nach Psychotherapie übersteige das Angebot, es herrsche Handlungsbedarf, „dass es niederschwellige Angebote braucht, kostenfreie Angebote für belastete Jugendliche braucht. Da diese zu wenig vorhanden sind, wird an einer gemeinsamen Petition an die Bundesregierung gearbeitet, damit diese Möglichkeiten auch zur Verfügung gestellt werden“, so Kinder- und Jugendanwältin Denise Schiffrer-Barac.
Gespräche sollen helfen
Die Stadt Graz will im Kampf gegen die seelische Pandemie einen neuen Weg gehen, mit den Wochen der seelischen Gesundheit auch Kinder und Jugendliche erreichen – „nämlich den Weg direkt hin zu den Menschen ins direkte Gespräch – unter dem Motto ‚Durch’s Reden kommen die Leut‘ z’samm’’, damit Menschen einfach die Möglichkeit haben, ganz niederschwellig im Alltag ins Gespräch zu kommen, um zu erfahren, wo sie Unterstützung bekommen“, so Gesundheitsstadtrat Robert Kratzer (KPÖ).
Dringender Aufholbedarf
Die Kinderpsychiaterin Katharina Prutsch schlägt jedenfalls Alarm: Die Not der Kinder und Jugendlichen sei massiv gestiegen – es brauche Psychotherapie auf Krankenschein.
„Wir haben keine voll kassenfinanzierte flächendeckende psychotherapeutische Behandlung. Wir haben zwar überall Kontingente – aber die reichen bei Weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Die Steiermark ist außerdem ein Bundesland, das keine Kassenverträge für Kinder- und Jugendpsychiatrische Bereiche im niedergelassenen Bereich hat“, so Prutsch – es herrsche dringender Aufholbedarf.