Wissenschaft

„Sub auspiciis“-Promotion unter freiem Himmel

Erstmals in ihrer 210-jährigen Geschichte hat die TU Graz am Mittwoch eine „sub auspiciis“-Promotion unter freiem Himmel gefeiert. Dabei wurden gleich drei herausragende Absolventen geehrt.

Die spezielle Auszeichnung einer Promotion unter den Auspizien des Bundespräsidenten gibt es für Absolventen österreichischer Universitäten nur dann, wenn die Oberstufe mit Vorzug und das Studium mit Auszeichnung absolviert und ein „auszeichnungswürdiges Verhalten an der Hochschule als auch außerhalb derselben“ bescheinigt worden ist. Symbolisch für diese höchstmögliche Ehrung für Universitätsabsolventen steht der Ehrenring mit Bundesadler und mit der Aufschrift „sub-auspiciis Praesidentis“.

Um die pandemiebedingten Auflagen erfüllen zu können und gleichzeitig die Teilnahme von Familien und Freunden zu ermöglichen, wurde die Grazer Feierstunde nun ins Freie verlegt: Die Ehrenringe wurden den beiden Telematikern Samuel Weiser und Thomas Ulz und dem Elektrotechniker Michael Kalcher im Park des Campus Alte Technik in Vertretung des Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) überreicht.

Die sub auspiciis-Promovenden und ihre Gratulanten (vl.n.r.): Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Michael Kalcher, Thomas Ulz, Samuel Weiser und TU Graz-Rektor Harald Kainz.
Frankl– TU Graz
Die sub auspiciis-Promovenden und ihre Gratulanten (v.l.n.r.): Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP), Michael Kalcher, Thomas Ulz, Samuel Weiser und TU Graz-Rektor Harald Kainz.

Ein Elektrotechniker…

Der Elektrotechniker Michael Kalcher entwarf ein Schaltungskonzept für 5G-Mobilfunkkommunikationssysteme, das digitale Signalverarbeitung und analoge Schaltungstechnik kombiniert. Dieser Ansatz könnte laut TU Graz die Bandbreite und den Datendurchsatz erhöhen und die spektrale Effizienz der 5G-Technologie verdoppeln. Die Arbeit erfolgte in Kooperation mit dem Unternehmen Intel Austria, wo sich Kalcher schon seit 2014 mit der Entwicklung von hochintegrierten CMOS-Drahtlostransceivern beschäftigt.

… und zwei Telematiker geehrt

Thomas Ulz entschied sich zunächst für den Einstieg in die Arbeitswelt. Nach fünf Jahren wechselte er an die TU Graz, absolvierte das Bachelorstudium Telematik und schloss dann die Masterstudien „Telematik“ und „Informatik“ ab. Seine Dissertation konzentriert sich auf die Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit von vernetzten Rechnersystemen mit eingebetteten Sensoren, wie sie im „Internet of Things“ allgegenwärtig sind. Ab 2016 engagierte er sich im Robotik-Studierendenteam GRIPS, das in der „RoboCup Logistics League“ unter seiner Teamleitung den Weltmeistertitel und Vizeweltmeistertitel einfuhr. Die Knapp AG holte Ulz 2019 zur Weiter- und Neuentwicklung von Technologien im Bereich fahrerlose Transportsysteme und autonome mobile Roboter an Bord.

Samuel Weiser absolvierte im Anschluss an das Bachelor- und Masterstudium Telematik am Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie sein Doktorat. Er analysierte spezielle Sicherheitstechnologien für Computerprozessoren – sogenannte Enklaven – die in der Lage sind, sensible Programme vor Malware und nicht vertrauenswürdigen Systembetreibern zu schützen. Unter anderem untersuchte er das Verhalten dieser speziell gesicherten Speicherbereiche in Bezug auf Seitenkanalangriffe und wie sie in kleinen, ressourcenarmen Geräten realisiert werden können. Seine Forschungsergebnisse wurden laut TU Graz von der wissenschaftlichen Community binnen kürzester Zeit über 400 Mal zitiert und haben dazu beigetragen, dass einige Schwachstellen von Enklaven behoben werden konnten.