Tiere

Ökologen laden zur „Schmetterlingsnacht“

Der Hauenstein im Norden von Graz darf durchaus als Hotspot der heimischen Falterwelt bezeichnet werden: In der „Schmetterlingsnacht“ am Donnerstag wird nach den über 800 Arten Ausschau gehalten.

Gleich einer Schmetterlingsraupe hat der Hauenstein im Grazer Bezirk Mariatrost eine bemerkenswerte Wandlung durchgemacht: Noch im 19. Jahrhundert wurden die Hänge des südlich ausgerichteten Hügels für den Weinbau genutzt, später wurde dort Kalk abgebaut. Nachdem der Steinbruch in der Mitte des letzten Jahrhunderts aufgelassen wurde, entwickelte sich das Gebiet zu einem wichtigen Ersatzlebensraum für wärme- und trockenheitsliebende Tier und Pflanzenarten, so Johannes Gepp, Präsident des Naturschutzbundes Steiermark, im Gespräch mit der APA.

„Freiluftlabor“ der Uni Graz

Nicht zuletzt deswegen gilt das rund 4,5 Hektar große, ehemalige Steinbruchareal als „Freiluftlabor“ für die Universität Graz, aus dem wissenschaftliche Arbeiten über verschiedenen Pflanzen- und Tierarten hervorgegangen sind. Mittlerweile ist es Teil des Naturschutzgebietes „Nördliches und östliches Hügelland von Graz“ und wird vom Naturschutzbund Steiermark betreut.

Schmetterlingsnacht am Hauenstein
APA/NATURSCHUTZBUND STEIERMARK
Die Nachtfalter werden von den Experten mit speziellen UV-Lichtlampen – sogenannten Leuchtzelten – angelockt.

„Mehr als 100 Bienenarten sind hier erhoben worden, ebenso der langbeinige Pillendreher – ein mit dem ägyptischen Skarabäus verwandter Käfer – oder die Steirische Fanghafte, die kleinere Ausgabe der Gottesanbeterin“, listet Gepp auf. So bunt und in ihrer Pflanzenvielfalt gut durchmischt wie die vielen verschiedenen Insektenarten sind auch die – nur selten gemähten Wiesen: hinzu kommen die Felsnischen, die den Wildbienen den passenden Nistraum bieten, so Gepp.

Artenvielfalt sichtbar machen

Im Rahmen der „Schmetterlingsnacht“ fokussieren die Insektenkundler vor allem auf die geflügelten Nachtschwärmer, die erst in der Dämmerung aktiv werden: „Österreichweit kennen wir etwas mehr als 200 Tagfalter, aber es gibt rund 20 Mal mehr Nachtfalter. Einen Teil dieser Artenvielfalt möchte wir für alle Besucher und Besucherinnen in dieser speziellen Nacht sichtbar machen“, erklärt der Grazer Ökologe.

Japanischer Eichenseidenspinner am Hauenstein
APA/DANIELA ZESCHKO
Japanischen Eichenseidenspinner am Hauenstein

„Ich hoffe, wir bekommen auch den Japanischen Eichenseidenspinner zu sehen – einen für hiesige Verhältnisse riesigen Falter mit einer Flügelspannweite von bis zu 14 Zentimetern“, erläutert Gepp. Der nachtaktive, gelb, braun oder rötlich gefärbte Falter stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde zur Seidenzucht Mitte des 19. Jahrhunderts über Slowenien eingeschleppt – seitdem verbreitet sich die Art weiter nach Norden, Laubmischwälder mit Eichen dienen als Futterpflanze für die Raupen.

Die Nachtfalter werden von den Experten mit speziellen UV-Lichtlampen – sogenannten Leuchtzelten – angelockt. Diese werden vor Ort bestimmt und gleich wieder entlassen. Ziel ist es, die Artenvielfalt zu erheben, um im Mehrjahresvergleich Aussagen über Entwicklungen treffen zu können. Besucher sind willkommen, wenn sie sich ruhig verhalten und festes Schuhwerk und eine Taschenlampe oder eine Stirnleuchte mitbringen.