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Pixabay/Anrita1705
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Wirtschaft

Krise als Chance: So viele Gründer wie nie

Die CoV-Krise hat dem Trend, sein eigener Chef zu werden, keinen Abbruch getan – im Gegenteil: Ein bemerkenswerter Rekord: Noch nie zuvor haben sich so viele Menschen in der Steiermark selbständig gemacht, wie im ersten Halbjahr 2021.

Exakt 2.749 Steirerinnen und Steirer haben in den ersten sechs Monaten des heurigen Jahres den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Das sind um 584 Gründungen oder 27 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs beziehungsweise um 381 oder 16 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2019, dem bisherigen Rekordhalbjahr.

Alternative in herausfordernden Zeiten

„Damit haben sich trotz Lockdowns durchschnittlich 15 Steirerinnen und Steirer pro Tag selbständig gemacht. Ein Schritt, der angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen größte Hochachtung verdient“, betonte der steirische Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk. Seitens der Wirtschaftskammer werde dieser Trend mit einem umfangreichen Serviceangebot unterstützt.

Rechnet man noch die selbständigen Personenbetreuer dazu, waren es sogar 3.348 Gründungen. Für WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk ist das ein „positives Zeichen für den Gesamtstandort“. Schließlich belegten die Zahlen, so Herk, „dass die Selbständigkeit auch oder gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen eine echte Alternative für die Steirerinnen und Steirer ist. Trotz erschwerter Planbarkeit haben diese Menschen Eigenverantwortung und Eigeninitiative bewiesen. Genau jene Eigenschaften, die jetzt gefordert sind, um wirtschaftlich wieder durchzustarten.".

Trend zur nebenberuflichen Tätigkeit

Davon zeigte sich auch Michaela Steinwidder, Leiterin des Gründerservice in der WKO Steiermark überzeugt: „Viele haben die Krise als Chance genutzt, um lang gehegte Ideen in die Tat umzusetzen. Darüber hinaus stellen wir aber auch einen Trend zur nebenberuflichen Tätigkeit fest, wo die Kurzarbeit genutzt wurde, um aus dem Hobby ein kleines Business zu machen oder um aus einer gesicherten Position heraus zu gründen.“

Im Schnitt 35,9 Jahre alt

Laut Statistik ist das Durchschnittsalter bei den Einzelunternehmen (ohne selbständige Personenbetreuer) von zuletzt 36,8 auf 35,9 Jahre gesunken. Gegliedert nach Rechtsformen, machen die Einzelunternehmen mit einem bundesweiten Anteil von 76,3 Prozent das Gros der Gründungen im ersten Halbjahr 2021 aus, gefolgt von GmbH (14,6 Prozent), OG (2,4 Prozent), KG (1,5 Prozent) und anderen Rechtsformen.

Bei der Altersstruktur waren 2,6 Prozent der Gründer von Einzelunternehmen unter 20 Jahre alt, weitere 32,2 Prozent waren zwischen 20 und 30 Jahren, 33,7 Prozent waren bei der Gründung zwischen 30 und 40 Jahre alt. 18,8 Prozent gründeten im Alter zwischen 40 und 50 Jahren, weitere 9,8 Prozent zwischen 50 und 60 Jahren. 2,8 Prozent der Gründungen entfielen auf Über-60-Jährige.

Frauenanteil stieg

Darüber hinaus weist die Gründungsstatistik im ersten Halbjahr 2021 einen hohen Frauenanteil aus – von allen gegründeten Einzelunternehmen (ohne selbständige Personenbetreuer) liegen nämlich 44,6 Prozent fest in weiblicher Hand.

Ein Blick auf die Branchen zeigt auch, dass erneut die Sparte Gewerbe und Handwerk mit einem Anteil von 37,2 Prozent die meisten Gründungen verzeichnet, gefolgt vom Handel (30,9 Prozent) und der Sparte Information & Consulting (19,8 Prozent).

Generell haben vor allem jene Bereich zugelegt, die durch die Digitalisierung in CoV-Zeiten einen Schub erhalten haben, wie etwa die IT-Branche oder der Versandhandel.

Gründer wünschen sich steuerliche Entastung

In einer aktuellen Umfrage wurden die Gründerinnen und Gründer auch befragt, welche Maßnahmen sie sich als Unterstützung von der Politik wünschen. „Hier sind insbesondere die Senkung der Einkommens- sowie der Lohnsteuer zu nennen als auch eine weitere steuerliche Begünstigung des ersten Mitarbeiters. Eine zentrale Rolle spielen – aus Sicht der Gründer – auch Fördermaßnahmen zur Digitalisierung. Mehr als die Hälfte sprechen sich für eine Förderung von innovativen Wirtschaftsbereichen und für digitale Weiterbildungsangebote aus“, so Herk.