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APA/HANS KLAUS TECHT
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Wirtschaft

Grazer produzieren klimaneutralen Treibstoff

Neben der E-Mobilität sind synthetische Kraftstoffe künftig eine weitere Möglichkeit, um Fahrzeuge CO2-neutral anzutreiben. Ab 2023 sollen diese nun auch in einer Anlage in Graz produziert werden.

Bei der Anlage auf dem Grazer AVL-Gelände handelt es sich um eine sogenannte Power-to-Liquid-Anlage: Bei diesem Verfahren wird überschüssiger Strom aus Solar- und Windenergie verwendet, um Wasserstoff herzustellen.

Kraftstoffe in jedem Verbrennungsmotor verwendbar

Dieser Wasserstoff wird dann zusammen mit CO2 aus der Atmosphäre in einem speziellen Verfahren chemisch verflüssigt, und so entsteht eine Art synthetisches Benzin oder Diesel, erklärt Projektleiter Jürgen Rechberger: „Man kann je nach Gestaltung des Syntheseprozesses Benzin-, Diesel- oder auch Kerosinkraftstoffe machen. Das heißt, ich kann sie dann ganz normal in jedem Verbrennungsmotor verwenden.“

Absolut klimaneutrale Kraftstoffe

2022 soll diese Anlage zur Erzeugung von synthetischem Treibstoff am Gelände der AVL in Graz entstehen – mit Hilfe einer Solaranlage am Dach der Betriebsstätte. Das neue Verfahren soll eine Ergänzung zur E-Mobilität sein, sagt AVL-Chef Helmut List: „Diese sehr effizient erzeugten, synthetischen Kraftstoffe setzen bei der Verbrennung kein zusätzliches CO2 frei – das heißt, sie sind absolut klimaneutral.“

Sozialer Effekt erwartet

In die Errichtung der Anlage fließt ein zweistelliger Millionenbetrag, finanziert durch eine Investorengruppe rund um Jürgen Roth, Vorstand des Instituts für Wärme und Öltechnik. Er sieht in der neuen Technologie einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Die überschüssige Energie sei lagerfähig, und die bestehende Fahrzeugflotte müsse nicht umgerüstet werden.

Grazer produzieren klimaneutralen Treibstoff

Neben der E-Mobilität sind synthetische Kraftstoffe künftig eine weitere Möglichkeit, um Fahrzeuge CO2-neutral anzutreiben. Ab 2023 sollen diese nun auch in einer Anlage in Graz produziert werden.

Roth geht auch davon aus, dass synthetische Kraftstoffe einen sozialen Effekt haben werden, sei es die Leistbarkeit und sei es auch die Standort-Verträglichkeit: Er komme selbst aus der Wirtschaft und wisse, dass es für Europa entscheidend sein werde, diesen Green Deal auch zu einem sozialen und wirtschaftsverträglichen Deal zu machen.

Ein Knackpunkt sei aber noch die gesetzliche Grundlage: Derzeit gelten Fahrzeuge, die CO2 ausstoßen, als nicht klimaneutral. Da bei eFuel die Herstellung allerdings neutral ist, müsste das das Gesetz noch anerkennen. Es könne laut Roth nicht sein, dass ein Elektroauto, das beispielsweise mit Strom, der aus Kohle gewonnen wird, als CO2-neutral gilt, nur weil kein CO2 ausgeschieden wird.

Preis für einen Liter synthetisches Benzin bei einem Euro

Langfristig soll ein Liter synthetisches Benzin an der Zapfsäule um einen Euro erhältlich sein, so Roth. Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) betont die Bedeutung dieses Pilotprojektes für die Steiermark: „Wir sind sehr stolz, dass diese Pilotanlage in der Steiermark errichtet wird. Wir haben uns gegen andere Standorte durchgesetzt, und wir werden damit einmal mehr den Forschungs- und Wirtschaftsstandort stärken und auf die internationale Landkarte bringen können.“

Baustart für die Anlage ist im vierten Quartal 2022, schon im ersten Quartal 2023 soll der Demobetrieb der Elektrolyse anlaufen, im zweiten Quartal 2023 soll der erste eFuel hergestellt werden. Die Verantwortlichen hoffen, dass das synthetische Benzin aus Wind- oder Sonnenenergie bald auch von den großen Industrienationen USA und China nachgeahmt wird, denn diese würden am meisten klimaschädliches CO2 ausstoßen.