Konzert Rainhard Fendrich Graz
APA/Showfactory/Martin Wiesner
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Kultur

Fendrich: Mit „alten Hüten“ in die Zugabe

Vier Tage nach dem Tourneestart in Stuttgart in Deutschland ist die unverwüstliche Austropop-Legende am Samstag in Graz aufgetreten. In einer nahezu vollen Stadthalle gab Rainhard Fendrich Hits und Songs aus seinem zuletzt erschienenen Album zum Besten.

Eigentlich wollte Rainhard Fendrich mit seinem vor zwei Jahren erschienen Album „Starkregen“ schon im Frühjahr 2020 auf große Tournee gehen. Die Pandemie machte ihm – wie so vielen anderen – jedoch einen Strich durch die Rechnung.

Gute Stimmung mit rund 2.500 Fans

Mit einer gemütlichen Viertelstunde Verspätung ging es in der nicht ganz bis auf den letzten Platz besetzen Stadthalle mit dem springsteenesken „Rock’n Roll Band“ vom neuen Album und einem das Stimmungsbarometer auslotendenden „Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen“ los. Die Stimmung passte und Fendrich begrüßte sein Grazer Publikum in gelernter Show-Master-Manier. „Wenn wir etwas von dieser Pandemie gelernt haben, dann ist es, wie sehr man Nähe vermisst, wenn sie nicht mehr da ist.“ Die Zustimmung der rund 2.500 Fans war ihm sicher – wie bei allen anderen seiner folgenden, immer wieder Anleihen beim Kabarett nehmenden Moderationen.

Pot­pour­ri aus Altem und Neuem

Im ersten Teil des Konzerts lieferten Fendrich und seine vierköpfige Band ein wohltemperiertes Programm aus älteren und neueren Nummern. Sein umfangreiches Repertoire erlaubte es ihm, Altbekanntes wie „Schickeria“ aus der Anfangsphase seiner Karriere mit versteckten Perlen wie „Die Geisterbahn“ von dem fast schon vergessenen, auch schon wieder 20 Jahre alten Album „Männersache“ in dramaturgisch ausgefeilter Abfolge vom Stapel zu lassen.

Konzert Rainhard Fendrich Graz
ORF
Es war das erste Konzert seit März 2020 in der Grazer Stadthalle und gleichzeitig Fendrichs erster Österreich-Auftritt der Tournee

Bei den Arrangements hielten sich Fendrich und seine Mitstreiter weitgehend an die Originale. Klebrige Keyboardschwaden Marke Achtziger riefen ein ebenso wohliges Nostalgiegefühl hervor wie das eine oder andere lustvoll gewürgte Gitarrensolo. Der „Tango Korrupti“ kam allerdings aus Aktualitätsgründen („Das passt besser zu jetzigen soßigen Situation“) im ähnlich gut sitzenden Salsa-Gewand daher. Fendrich war auffallend gut bei Stimme, die Band spielte wie aus einem Guss.

Kreischen und Tanzen zu alten Hits

Die 20-minütige Pause nützte das vorwiegend in der Mitte der Alterspyramide angesiedelte Publikum zum Beine vertreten und Getränke nachfüllen. Danach ging es zunächst ähnlich weiter wie davor. Die Songs vom aktuellen Album waren dabei durchwachsen, „Social Media Zombie“ ist ein durchaus gelungener Seitenhieb auf Internet-Junkies, „Mein Leben“ wurzelt eher flach im Schlagerfach, kam aber beim Grazer Publikum blendend an. Dann aber: Der 1994er-Hit „Midlife Crisis“ löste die ersten Zuschauer vom Sitzfleisch, und bei „Es lebe der Sport“ und „Blond“ wurde bereits allseits mitgegrölt und vor der Bühne getanzt. War ja schließlich auch alles erlaubt, dank der strengen „3-G“-Kontrollen.

„Ich hab noch ein paar alte Hüte zu vergeben“

Natürlich wusste Rainhard Fendrich, dass er nach solchen Aufpeitschern nicht mit einer vergleichsweise mauen Hymne an die großkopferte Bundeshauptstadt hinter dem Semmering („Für immer a Wiener“) aufhören kann. Mit den Worten „Ich hab noch ein paar alte Hüte zu vergeben“ begann der gefeierte Zugabenblock, den Fendrich zunächst in souveräner Manier allein mit seiner Klampfe bestritt. Für das herrlich antiquierte, aus jener Zeit, als man in Italien noch mit Lire bezahlen konnte (wenn man welche hatte), stammende „Strada del Sole“ kehrte auch die Band auf die Bühne zurück. Die dezent gestylte Lichtshow machte dazu passend einen auf italienische Trikolore.

Reinhard Fendrich in der Grazer Stadthalle

Wegen Corona hat es in der Grazer Stadthalle seit März 2020 kein einziges Konzert mehr gegeben – bis Samstagabend; da hat Reinhard Fendrich vor mehr als 2000 Fans sein Album „Starkregen“ präsentiert.

Da musste dann nur noch das Grün ausgetauscht werden und schon passte die Beleuchtung für das unvermeidliche „I am From Austria“. Nur ganz, ganz Böse wünschten sich in diesem Augenblick „Das Balatan Combo“ und ihre anarchistische Interpretation dieses Klassikers in die Stadthalle. Mit der Austropop-Liebeshymne „Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk“ klang der Abend aus.

Weitere Auftritte in Wien und Vorarlberg

Rainhard Fendrich ist aus der Geschichte der österreichischen Popmusik nicht wegzudenken. Und so, wie er sich am Samstagabend in Graz präsentierte, darf man sich wohl noch auf viele Jahre musikalischer Begleitung im österreichischen Alltag freuen.

Nach dem anschließenden Auftritt in der Wiener Stadthalle am Sonntag sind Rainhard Fendrich und Band in Österreich heuer nur noch am 20. November in Dornbirn zu erleben. Die „Starkregen“-Tour wird ab März kommenden Jahres fortgesetzt.