Orange the world Kampagne Gewalt an Frauen
APA/INGRID KORNBERGER
APA/INGRID KORNBERGER
Soziales

Gewalt-Kampagne macht Femizide sichtbar

Mit einem blutigen Motiv im Großformat an Grazer Fassaden macht seit Dienstag die Kampagne „Orange the World“ auf das Thema Gewalt an Frauen aufmerksam. Dieses Jahr steht der Mord an Frauen im Mittelpunkt.

„Femizide – Mord an Frauen“ lautet heuer der Titel der diesjährigen UN-Kampagne „Orange the world – 16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Die dazu gehörende Fachtagung musste wegen des Lockdowns zwar abgesagt werden, das Thema bleibt aber sichtbar. Denn auf der Fassade von Oper, Schauspielhaus und Volkskundemuseum in Graz prangen entsprechende Sujets des Fotokünstlers Gottfried Helnwein, die zum Hinsehen zwingen.

Bilder „thematisieren Schmerz“

Angesichts der steigenden Zahl an Femiziden sei die Kampagne wichtiger denn je, meinte Brigitte Maria Soran, zuständig für die Kampagne in Österreich, bei der Präsentation am Dienstag. Die blutigen Motive würden daher bewusst im öffentlichen Raum hängen, „mitten in der Gesellschaft“, denn die Morde passieren auch mitten in der Gesellschaft. „Mord an Frauen ist ein Thema, das nicht gerne in der Öffentlichkeit gesehen wird. Gottfried Helnwein hat den Schmerz thematisiert.“

„Hässliche Gesichter der Gewalt“

Auch Nora Schmid, Intendantin der Grazer Oper, meint, dass zu oft weggeschaut werde. Das Thema müsse aber nach außen getragen werden. Daher soll die Oper nicht nur wie in den Jahren davor in Orange erstrahlen, sondern vor diesem Motiv sei es „nicht so leicht wegzuschauen“. Schmid ermutigte Menschen, bei Verdachtsfällen hinzuschauen und die Polizei zu rufen.

Claudia Unger, Leiterin des Volkskundemuseums will damit „Frauen klar machen, sie sind nicht allein“. Die neue Grazer Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) will mit der Kampagne ebenfalls „sichtbar machen, was mitten in der Gesellschaft passiert“ – sie sehe das Motiv als ein Zeichen „in voller Deutlichkeit und Schonungslosigkeit“.

Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) sprach von den „hässlichen Gesichtern der Gewalt“, die damit ausgedrückt werden. Gewalt sei „niemals Privatsache“. Iris Laufenberg, Intendantin des Grazer Schauspielhauses ist ebenfalls überzeugt: „Dieses Thema braucht Sichtbarkeit.“ Zu sehen sein werden die Motive noch bis 12. Dezember.

Dokumentationsvideo informiert

Darüber hinaus soll die Öffentlichkeit mit einem Dokumentationsvideo informiert werden. Darin wird etwa Fragen nachgegangen, wie Femizide in Zukunft zu verhindern sind und wie die Sicherheit von gefährdeten Frauen verbessert werden kann. Denn die Statistik zeige: „20 Prozent aller österreichischen Frauen ab 15 Jahren waren bereits von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. 35 Prozent aller Frauen in Österreich wurden bereits sexuell belästigt.“

Allein heuer wurden bereits knapp 30 Frauen in Österreich umgebracht. Erst vergangenen Freitag soll ein 59-jähriger Mann seine 50-jährige Frau mit einem Messer getötet haben – mehr dazu in Innsbruck: Mordverdächtigen vernommen (tirol.ORF.at; 18.11.2021).

Wohn-Hotline für betroffene Frauen

Bis zum Ende der Kampagne am 10. Dezember wird es erstmals auch eine Wohn-Hotline für betroffene Frauen geben. Beteiligt sind an der Hotline-Aktion die Caritas-Wohnungssicherung, die FranzisCa Notschlafstelle und Wohngemeinschaft für Frauen mit Kindern, das Haus Rosalie – eine Einrichtung für obdachlose Frauen – und VinziLife, das langfristige Wohnversorgung mit acht Wohnplätzen für Frauen anbietet.

Infos zur Wohn-Hotline:

  • Caritas Wohnungssicherung: 0316/8015 750
  • Mietervereinigung Steiermark: 050195-4300
  • Haus Rosalie: 0316/58 58 06
  • VinziLife: 0316/58 12 58
  • FranzisCa Notschlafstelle: 0 676/88015 742

Einen Beratungsschwerpunkt zu leistbarem Wohnen setzt außerdem die Mietervereinigung Steiermark. Neben grundsätzlichen Fragen zum Thema geht es um Miethöhe, Betriebskosten, aber auch Ablöse und Kaution. Laut Caritas Wohnsicherungsstelle sind Probleme mit der Bezahlung der Miete, der Umgang mit Mahnschreiben, Fragen zu Anträgen aller Art sowie Rat und Hilfe bei drohender Delogierung die häufigsten Themen.

Weitere Maßnahmen in der Landeshauptstadt verspricht die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr: „In Graz werden wir die Fraueneinrichtungen – besonders für Opfer von häuslicher Gewalt künftig besser fördern, wir wollen weitere Übergangswohnungen für betroffene Frauen schaffen und die Männerberatung ausbauen.“