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APA/Erwin Scheriau
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Chronik

Mutmaßliche IS-Anhänger vor Gericht

Am Mittwoch stehen in Graz zwei Männer vor Gericht: Sie sollen Anhänger der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) sein und in Graz und Wien Männer rekrutiert haben, die dann auch tatsächlich in den Kampf zogen. Der Staatsanwalt sprach von „Gehirnwäsche“.

Der Staatsanwalt wirft dem 45-jährigen Mann aus Nordmazedonien und dem 42-Jährigen aus Bosnien-Herzegowina die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor; außerdem sollen sie in einschlägigen Vereinen in Graz und Wien junge Männer rekrutiert haben. Der Prozess ist bis Freitag angesetzt.

Wollten Gottesstaat gründen

Das Ziel der beiden Angeklagten sei es laut Staatsanwalt gewesen, in Syrien, dem Irak und schließlich auch weltweit einen radikal islamischen Gottesstaat zu errichten. Mit Vorträgen in den Vereinen sollen sie auch Unterricht abgehalten haben, dabei soll auch die Scharia gelehrt worden sein – so hätten sie auch behauptet, jeder Muslim sei verpflichtet, für den Islamischen Staat zu kämpfen.

Angeklagt sind die Männer weiters wegen krimineller Organisation und staatsfeindlicher Verbindung, und es wird dem 42-Jährigen auch der Besitz verbotener Waffen vorgeworfen – bei ihm wurde ein Schlagring gefunden.

„Besonders radikale, grausame Fraktion“

„Es geht nicht um die Religion Islam, es geht um eine politische Ideologie des radikalen Islamismus“, betonte der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsvortrag. Er stellte ausführlich dar, dass der Taqwa-Verein von besonders radikalen Islamisten, sogenannten Takfiristen, besucht wurde. „Es handelt sich um eine besonders radikale, grausame Fraktion des IS“, erklärte der Ankläger. Die Takfiristen seien selbst dem IS irgendwann zu radikal geworden, weil sie gegen die Zivilbevölkerung zu grausam vorgegangen waren. Sie erklärten schließlich die IS-Mitglieder zu Ungläubigen, wurden aber teilweise ihrerseits vom IS hingerichtet.

Staatsanwalt: Gehirnwäsche

Die Kinder wären im Taqwa-Verein einer religiösen „Gegenerziehung“ ausgesetzt gewesen: „Äußerst blutrünstige Propagandafilme des IS wurden auch kleinen Kindern vorgeführt“, beschrieb der Staatsanwalt. Die Mitglieder hätten „im Verein Taqwa eine Gehirnwäsche bekommen“, war der Ankläger überzeugt. Aus dem Grazer Verein zogen 2014 insgesamt 38 Personen nach Syrien. Die Spur der ersten „Auswanderer“ hat sich verloren, es ist nicht bekannt, ob diese Familien noch leben. Die zweite Partie kehrte nach wenigen Monaten wieder zurück und wurde teilweise bereits rechtskräftig in Österreich verurteilt.