Der Schutz für Kinder gegen Gewalt in der eigenen Familie muss weiter ausgebaut werden – dieses Ziel formulierte der Grazer Familienstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) am Donnerstag. Die aktuellen Zahlen geben Grund zur Sorge: „Wir haben bei den Jugendamtsmeldungen 20 Prozent mehr Fälle im Zeitraum 2019 bis 2021, und die Zahl der Wegweisungen seitens der Polizei hat sich leider verdoppelt: Von 104 auf 207 Fälle“, so Hohensinner.
Auch Säuglinge oft betroffen
Gewalt gegen Kinder betrifft Familien mit Kindern aller Altersgruppen und Schichten; sie betrifft Buben genauso wie Mädchen, aber vor allem auch Säuglinge, sagt Ernst Eber, von der Grazer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie: „Allein aus der Kinderklinik haben wir 30 bis 40 Zuweisungen pro Jahr. Diese Zuweisungen kommen von innerhalb des Hauses – das heißt, einer Pflegekraft, einer Psychologin, einer Ärztin fällt etwas auf an dem Kind oder an der Familie.“
5.000 Beratungsstunden im Großraum Graz
Vernachlässigung und seelische Misshandlungen stehen bei Gewalt an Kindern sehr oft im Vordergrund – diese sind nicht leicht zu entdecken und ein schwieriger Spagat für die Therapeuten. Gabriela Wallisch versucht als Leiterin des Kinderschutzzentrums Graz und Graz-Umgebung betroffene Eltern darüber aufzuklären: „Die Statistik von 2021 zeigt, wir haben fast 700 Kinder und Familien, aber auch Einzelpersonen, und wir haben über 5.000 Fachberatungsstunden für Familien gearbeitet – auch in diesem schwierigen Coronajahr.“
Möglichst viele Angebote und möglichst frühe Hilfe für Eltern sind laut den Experten essentiell, um Gewalt gegen Kinder in Familien zu unterbinden. Eine Stoffpuppe, der sogenannte „Mutmacher“, wird derzeit in den 3. Klassen der Volksschulen an die Kinder ausgeteilt – damit sollen Kinder animiert werden, sich zu trauen, eventuelle Probleme in der Familie anzusprechen.