Landesgericht Graz
APA/Markus Leodolter
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Chronik

Angeklagter bei IS-Prozess erneut krank

Im Grazer Straflandesgericht ist am Freitag der Prozess gegen zwei mutmaßliche Dschihadisten fortgesetzt worden, die in enger Verbindung mit dem Grazer Taqwa-Verein gestanden sein sollen. Ein Gutachter aus Berlin wurde angehört, einer der Angeklagten fehlte zum dritten Mal.

Der Prozesstermin am Freitag drohte schon in der Früh zu platzen, weil einer der Angeklagten um 5.00 Uhr seinem Anwalt mitteilte, dass er krank sei. Da aus diesem Grund schon zwei Verhandlungstage entfallen mussten, kündigte der Staatsanwalt an, ein Gutachten über den Gesundheitszustand des Mannes zu beantragen. Nachdem ein Islam-Sachverständiger extra aus Berlin angereist war, wurde am Freitag das Gutachten gehört. Eine weitere Sitzung mit dem Experten wurde per Video vereinbart, sobald der Angeklagte wieder gesund ist.

„Sind friedlich, weil sie so schwach sind“

Den beiden Angeklagten wird vorgeworfen, mutmaßliche Anhänger der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) zu sein. Sie sollen beide in enger Verbindung mit dem Grazer Taqwa-Verein gestanden sein. Der Gutachter erklärte ausführlich, worin die Besonderheit des Takfirismus seiner Einschätzung nach bestehe: Die Anhänger „zeichnen sich dadurch aus, dass sie sagen, die meisten Muslime sind gar keine, weil ihre Glaubenslehre unvollständig ist“.

Die Takfiristen werden oft auch „Übertreiber“ genannt, weil sie auch keinerlei Entschuldigungsgründe in Bezug auf die Religionsausübung gelten lassen würden, betonte der Sachverständige. Die „skurrile Folge“ dieser Betrachtung sei, dass in ihren Augen auch die führenden Dschihadisten Ungläubige seien. Dadurch könnten sie auch keinen Dschihad führen, da die Gruppe aufgrund der eigenen strengen Ansprüche immer kleiner werde: „Sie sind extrem friedlich, weil sie so schwach sind“, brachte es der Gutachter auf den Punkt.

Urteil frühestens im März

Solche Gruppen gibt es seit den 70er-Jahren, in Europa existieren mehrere Zentren „davon die meisten in Österreich“, meinte der Gutachter. Eines davon soll der Taqwa-Verein gewesen sein, zu dem beide Angeklagte eine enge Beziehung hatten. Der Prozess wird fortgesetzt, ein Urteil wird frühestens für März erwartet.