Politik

Landes-Ehrenring für Bundespräsident Van der Bellen

Der Ehrenring ist die höchste Auszeichnung, die das Land Steiermark verleiht – am Donnerstag hat ihn in der Aula der Alten Universität in Graz Bundespräsident Alexander Van der Bellen überreicht bekommen.

In seiner Laudatio würdigte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) Van der Bellen als „moralische Instanz, an der sich die Menschen orientieren, in einer Zeit, wo in Österreich manches brüchig geworden ist“.

„Einender und Versöhner am richtigen Platz“

„Es deckt sich bei ihm Erfordernis und Gabe, nämlich mit Freundlichkeit und Ruhe, dem Blick und mit Bedachtnahme auf die staatliche Gesamtheit, etwas in Worte zu kleiden, die allgemein verständlich und in der Lage sind, den Menschen Hoffnung und Zuversicht zu geben. Wenn man gleichermaßen auch die Gabe besitzt, durchaus mahnende Worte in einer rhetorischen Frage zu formulieren, ohne jemanden zu brüskieren, und Akteure und Handlungsträger damit in die Pflicht nimmt, dann beweist man, dass man als Einender und Versöhnender am richtigen Platz steht“, erinnerte Schützenhöfer an eine Neujahrsansprache des Präsidenten.

Laudatio von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP)

Van der Bellen ist in den Augen des steirischen Landeshauptmanns ein „Teamplayer“: „Meist gut gelaunt, neugierig, offen und verlässlich. Er ist loyal, auch zu seinen Grundsätzen, und hat einen feinen Humor. Seine Gelassenheit, Ruhe und Zuversicht hat er sich über die vielen Jahre in der Spitzenpolitik behalten. Diese konstanten Wesenszüge sind vertrauensbildend und prägen die Harmonie von Form und Inhalt, was letztlich Authentizität und Vertrauenswürdigkeit ausmacht.“ Er nehme sich bei Gesprächen viel Zeit und höre genau zu, sei der Grundhaltung der Toleranz verpflichtet und habe ein „weltbürgerlich geprägtes Heimatverständnis“.

„Amtssteirer“

Van der Bellen dankte für den Ehrenring: „Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn jemand etwas über einen erzählt, offensichtlich gut recherchiert. Man fühlt sich gewürdigt, wie man sich selbst wohl nicht würdigen würde. Ich fühle mich ein bisschen beklommen.“ Die Steiermark sei das zweite Bundesland, das ihn „auf diese Weise akzeptiert“. Er selbst bezeichnete sich als „Amtssteirer“, denn mit dem Sommersitz sei er nun auch amtlich Wahlsteirer: „Mit der Zeit gewöhnt man sich auch an die Jagdrelikte“, merkte er mit etwas Humor an. Er und seine Frau Doris Schmidauer würden sich mittlerweile schon sehr wohl dort fühlen. Doch auch privat habe es ihm vor allem die Südsteiermark angetan.

Worte des Geehrten

Zum aktuellen politischen Geschehen äußerte sich Van der Bellen nur kurz: „Wir leben in einer liberalen Demokratie und manche Freunde und Kollegen, und andere die uns SMS, Briefe oder Mails schreiben, meinen, wir leben in einer Diktatur. Ich würde gerne verstehen, warum. Man darf demonstrieren, man darf die Meinung frei äußern, es kann jeder auf seine Weise Stellung nehmen. Streiten wir uns, ja, dafür ist eine Demokratie da, aber nicht über etwas, das offenkundig nicht stimmt.“

Bisherige Ehrenring-Träger sind unter anderen der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer, der Schauspieler Klaus Maria Brandauer, Erzbischof Franz Lackner, die Autorin Barbara Frischmuth oder zuletzt der ehemalige Vizekanzler und nunmehrige Industrielle Hannes Androsch – mehr dazu in Ehrenring für Hannes Androsch (26.1.22).